Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 11
(PDF, 95 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0012
1 2 Wolfgang M. Gall

Meine Damen und Herren,

der Verein hat mehr zu bieten als eine Vereinszeitschrift. Ein
Netzwerk von zahlreichen Mitgliedern engagiert sich aktiv in
einer der 30 Mitglieder- oder der zehn Fachgruppen für die Geschichtskultur
der Ortenau. Sie setzen sich ein für die Denkmalpflege
und scheuen sich manchmal nicht, sich gegen Entscheidungen
von Stadt- und Gemeindeverwaltungen zu stellen. Manche
Mitglieder dokumentieren historische Kleindenkmale und
schützen sie vor der Zerstörung. Wieder andere beteiligen sich an
archäologischen Grabungen oder engagieren sich in einem der
über 60 ehrenamtlich betriebenen Ortenauer Museen. Es gibt
Mitglieder, die ihre Gemeindeverwaltung bei der Führung des
Archivs unterstützen oder die vereinseigene Bibliothek in Kork
betreuen. Vereinsmitglieder publizieren Dorf- und Stadtchroniken
und historische Aufsätze, sie halten Vorträge, unternehmen
Exkursionen und Reisen, erforschen Flurnamen, Wandmalereien,
die jüdische Geschichte oder die heimischen Dialekte. Es gibt
kein historisches Fachgebiet, an dem sich der Historische Verein
heute nicht beteiligt.

Seit 1910 trafen sich die Mitglieder zu 100 Jahresversammlungen
. In Tausenden von Aufsätzen und Berichten haben sich hunderte
Autoren mit der Ortenauer Geschichte auseinandergesetzt.
Ist damit der Historische Verein für Mittelbaden nicht sogar ein
„Ortenauer Erinnerungsort", wenn man die Kriterien für „Erin-
nerungsorte" des französischen Historikers Pierre Nora heranzieht
? Denn für Nora sind Orte nicht nur geografisch zu sehen,
sondern besitzen eine besondere symbolische Bedeutung mit
einer identitätsstiftenden Funktion. Stiftet der Historische Verein
für Mittelbaden nicht seit 100 Jahren ein Stück Ortenauer
Identität?

Wo wäre das Wissen von der Ortenau ohne die über mehrere
Generationen ehrenamtlich geleisteten Forschungen von Laien-
und Fachhistorikern, Archäologen und Volkskundlern?

Und doch haben wir das Gefühl, dass es noch so unendlich
viel zu erforschen gibt. Diese Tatsache wiederum liegt nicht nur
an den vorhandenen Forschungs- und Wissenslücken begründet,
sondern auch in der Anziehungskraft der Geschichte. Geschichte
schafft für manche Menschen ästhetische Genüsse besonderer
Art, wie sie keine andere Disziplin hervorbringt, um den französischen
Historiker Marc Bloch zu zitieren, besonders wenn das
geschichtliche Handeln, das man untersucht, zeitlich und räumlich
sehr entlegen und seine Darstellung daher in subtiler Weise
mit dem verführerischen Zauber des Fremdartigen behaftet ist.
Doch nicht nur Genuss, sondern ein gutes Maß an Jagdinstinkt


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0012