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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 93
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Peter Stein

meindevorsteher waren, sowohl Lemle Stein, der Bräutigamvater,
als auch Lazarus Weil, Kippenheim, der Brautvater.21 Auch Marx
Wolf Stein selber (jüdischer Name: Meir Zeew), Sohn des Lemle
(Jüdischer Name: Ascher), war Gemeindevorsteher (in Offenburg).

Die Familie von Helene Stein, geborene Weil (8. Oktober 1818
Kippenheim - 16. Juni 1898 Offenburg) hat eine lange Präsenz
im Süddeutschen Raum mit namhaften Persönlichkeiten aufzuweisen
.

Salomon Stein (25. April 1833 - ???). Verheiratet am 17. August
1858 mit Rosa Meier von Heidelsheim/Bruchsal, Tochter des
Meier Moses Meier und der Fanny Oppenheimer aus Bruchsal.22

Nachdem sich der Handel mit Rosshaar offenbar als gewinnträchtig
erwies, wurde der Bau einer eigenen Fabrik ins Auge ge-
fasst. Geplant wurde ein dreistöckiges Gebäude mit Rosshaarspinnerei
, Koch- und Heizkammer, Trockenräumen und Magazin
durch Architekt Armbruster. Der erste Stock ist zum Sieden und
Trocknen und zum Reinigen der Rohhaare bestimmt. Im zweiten
Stock wird gehechelt und gesponnen. Der dritte Stock dient als
Lager für rohe und fabrizierte Ware.

Die Errichtung des Unternehmens stieß auf Widerstand der
Bevölkerung, welche Geruchsbelästigungen fürchtete. Doch
wurde am 13. Mai 1869 die amtliche Bewilligung trotz nachbarschaftlicher
Proteste erteilt. Die Fabrikordnung von Juni 1869 enthält
17 Paragrafen. Die Errichtung der Fabrik erfolgte 1870 durch
Gebr. Salomon und Marx Stein, weist das Adressbuch an der Lan-
gestr. 482 Marx und Salomon Stein (Rosshaarspinnerei) nach.23

Außer mit Pferdehaaren beschäftigte sich das Unternehmen
auch mit Schweineborsten. Diese wurden sogar aus Amerika importiert
. Schweineborsten werden selbst unterhalb der Synagoge
gelagert. Der großherzogliche Bezirksarzt bemerkte dazu, dass die
Ausdünstung der gelagerten Säcke keineswegs einen angenehmen
Geruch verbreite. Dieses Rohmaterial konnte für Pinsel,
Bürsten und Kosmetikutensilien aufbereitet werden. Heute werden
auch chemische Rohstoffe, z.B. Aminosäuren, aus Schweineborsten
gewonnen. Nach Wikipedia spricht man auch von
Schweineborsten, meint aber damit die afrikanischen Sisal-Fasern
und nicht etwa Schweinehaare. Alte Matratzen wurden maschinell
zerrissen. Die darin enthaltenen Pferdehaare kamen zunächst
in einen Dampfraum und sodann in den Eiskeller zur Aufbereitung
. Der Betrieb war in der Stadt bekannt und gab immer wieder
Anlass zu Spottversen.

Hoorig, hoorig, hoorig isch die Sau, und wenn die Sau nit hoorig
war, no hätt der Stein kei Rosshoor mehr.24


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