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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 94
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0095
Die aus Diersburg stammende Unternehmerfamilie Stein

Die Fabrik von Isak Stein
Ist in hiesiger Stadt allein.
Hier putzt man Pferdehaare aus
Und macht dann einen Zopf daraus;
Der Sattler kauft die Zöpfe schon
Und macht dann die Matratz davon25

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Firma mit ernsten
Schwierigkeiten zu kämpfen, sodass sie 1925 zunächst geschlossen
wurde. Nach der Wiederaufnahme des Betriebs am 13.2.1926
war zunächst Kurzarbeit mit 16 Arbeitern angesagt. Erst am
10.10.1927 konnte wieder voll mit 4 Angestellten und 22 Arbeitern
48 Stunden in der Woche gearbeitet werden.

Abb. 5: Foto Rosa Stein.
(Archiv Ruch)

Isaak Stein (10. April 1885 in Diersburg - 5. April 1933 in Offenburg
). Dieser Sohn von Marx Stein übernimmt die Firma. Er
führt sie später eine Zeitlang mit seinem Schwiegersohn Oskar
May aus Frankfurt a. M., dem Ehemann seiner Tochter Rosa Stein
(Abb. 5).26

Die Ehegatten May wurden am 15.9.1942 nach Theresienstadt
deportiert und dort am 22.6.1944 ermordet. Es gelang ihnen
noch, einen Koffer mit einigen Habseligkeiten bei einer früheren
Hausangestellten, Sofie Walter, zu deponieren. Nach deren Tod
übernahm die Lehrerin Frau Mohr den Koffer und fand darin
auch etliche Fotografien. Der nationalsozialistische Aufruf „kauft
nicht bei Juden" führte am 30.6.1933 zum Gesuch um Bewilligung
der Betriebsschließung. Dann wurde die Firma „arisiert" mit
dem neuen Inhaber Hugo Stratmann. Aber dieser wurde mit seiner
Beute nicht glücklich, und schließlich wurde das Fabrikgebäude
abgerissen.

Auch die beiden andern Töchter Isaaks, Anna Stein (3.4.1890-
1940), Krankenpflegerin, und Elsa Stein (2.12.1895-1940), wurden
Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Sie wurden nach
Gurs deportiert und kamen dort um.27 Anna arbeitete von 1919
bis Juni 1933 als geschätzte Laborantin im Krankenhaus. Auf Antrag
der NS-Rathausfraktion wurde ihr Dienstverhältnis - weil
Jüdin - aufgelöst.

Von den Kindern Isaak Steins blieb nur die Tochter Martha
(18.2.1886-29.6.1941) verschont. Sie war verheiratet mit Otto
Jacobson (26.5.1879-20.3.1952). Die Familie wohnte viele Jahre
in Basel. Otto Jacobson war in Basel Direktor des Warenhauses
Knopf, eines der ersten Kaufhäuser. Die aus Südbaden stammenden
Geschwister Max und Johanna Knopf waren die Gründer.
Die aus einer Viehhändlerfamilie stammenden Juden begannen
1885 mit einem Woll-, Weiß- und Kurzwarengeschäft in Karls-


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