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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 100
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Zur Schicksalswende zweier jüdischer
Viehhändler-Familien aus Offenburg

Rivesaltes 1941/1942

Peter Künzel

Im Oktober 1924 wurde in der Gaswerkstr. 17 im Offenburger
Westen ein Viehhandelsbetrieb eröffnet. Über die Erfolgsaussichten
des neuen Geschäftes unter der Leitung des jüdischen Kaufmannes
Julius Hammel sprach sich ein naher Verwandter im
Nachhinein sehr zuversichtlich aus: Julius Hammel war ein äußerst
fleißiger und tatkräftiger Mann, der seinem Geschäft mit großem
Eifer nachging. Er hatte auch das erforderliche Betriebskapital, wodurch
ihm die Geschäftsführung wesentlich erleichtert wurde ... Ein Viehhändler
, der die nötigen Betriebsmittel besitzt, kann Vieh auf eigene
Rechnung kaufen und verkaufen (im Gegensatz dazu wenn man sein
Geschäft auf Provisionsbasis führt). Ich erinnere mich, dass J.H. in
früheren Jahren große Viehgeschäfte mit Salomon Oppenheimer in
Freistett und Eduard Hammel in Karlsruhe tätigte ...Er galt als einer
der größten und kapitalkräftigsten Viehhändler im ganzen Bezirk. Er
unterhielt eigene Stallungen in Offenburg und in Renchen und beschäftigte
ständig mindestens einen Knecht .../n Und in der Tat konnte
sich der neugegründete Betrieb nicht nur erfolgreich etablieren,
sondern blühte bis Ende der 1920er Jahre geradezu auf.

In Offenburg alteingesessen war hingegen der Viehhandelsbetrieb
von Jakob Hammel in der Zellerstr. 21. Ab Mitte der 1920er
Jahre übernahm Sohn Paul mehr und mehr das väterliche Geschäft
und baute es mittels seiner Fähigkeiten weiter aus: „(Paul
Hammel P.K.) war ein außerordentlich fleißiger und tüchtiger Geschäftsmann
, der in Offenburg einen guten Namen hatte und als vermögend
galt. Soweit ich mich erinnere, war auch ein Haus mit Gärten,
die an zwei Straßen grenzten, Eigentum der Familie ..."2

Obwohl gleichen Namens, mit offenbar ähnlicher Charakteristik
ausgestattet und in derselben Berufssparte tätig, waren sie
nicht miteinander verwandt. Der nachfolgende Lebensbericht
zeichnet das Schicksal zweier Familien bis zum Ende des Krieges
auf. Mit den zahlreichen weiteren und oft bis ins Detail gehenden
Übereinstimmungen macht er den immer eingeschränkteren
Spielraum deutlich, welchen der NS-Staat der freien Entfaltung
der jüdischen Einwohner noch zugestand. Er zeigt darüber hinaus
, mit welch geringen Startchancen die nachfolgende Generation
ausgestattet war, eine schwierige Phase ihrer Lebens- und
Berufsfindung zu meistern.

Julius Hammel
(Quelle: Staatsarchiv
Freiburg [StAF])


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