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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 101
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102

Peter Künzel

Paul Hammel
(Quelle: StAF)

Antrag Kennkarte
Kurt Hammel
(Quelle: StAF)

Familiäre Stabilität, wirtschaftliche Krise

Paul Hammel, am 18.11.1892 in Offenburg geboren, bekam früh
Einblicke in das Viehgeschäft seiner Eltern Jakob und Babette
Hammel, die aus Diersburg stammte. Es scheint so, als ob er als
jüngerer von zwei Buben für die Weiterführung des väterlichen
Geschäftes vorgesehen war; Bruder Leo, anderthalb Jahre älter,
konnte studieren und nach Abschluss seines Medizinstudiums als
Facharzt schon sehr früh nach Frankreich und später Nordafrika
ausziehen. Das hieß für Paul vorerst Mithilfe beim Vater in un-
selbstständiger Tätigkeit. Nach seiner Heirat mit Mina Machol
aus Ettlingen im November 1925 zog das Ehepaar in die So-
phienstr. 30, wo der Sohn Kurt am 28.3.1928 zur Welt kam. Nach
dem Tod des Vaters am 31.8.1928 wurde das Hausgrundstück
Zellerstr. 21 testamentarisch an Paul zugewendet, der mit der jungen
Familie dort einzog und das Geschäft übernahm. Am 3. März
1931 wurde der zweite Sohn Rudolf ebenfalls in Offenburg geboren
.

Verlässliche Quellen, die Rückschlüsse auf die geschäftliche
Entwicklung seines Betriebes erlauben, sind nur spärlich vorhanden
. Legt man die Zahlen zur Gewerbesteuerveranlagung beim
Finanzamt Offenburg zugrunde, so folgten auf eine Periode der
Stabilität im eher bescheidenen Rahmen schon sehr schnell ab
1933 mehrere Jahre eines erheblichen wirtschaftlichen Einbruchs
. Dann schloss sich eine kurzfristige Besserung der Ertragslage
an, welcher schließlich im Jahre 1938 durch eine politische
Entscheidung ein definitives Ende gesetzt wurde.

Mit demselben Maßstab der Steuererhebung beurteilt, unterscheidet
sich die Ertragssituation von Julius Hammel davon nur
graduell. Der Einbruch erfolgte schon früher zu Beginn der
1930er Jahre, dauerte nur zwei Jahre, um dann ab 1935 von
einem konjunkturellen Aufschwung abgelöst zu werden. Auch
waren die Amplituden des Auf und Ab wesentlich größer als bei
seinem Namensvetter.3

Dieser Befund spiegelt die Lage der Viehwirtschaft im Offenburger
Raum wider. Keineswegs war der jüdische Viehhändler
bereits am Tag nach der „Machtübernahme" von der Bildfläche
der Viehmärkte verschwunden. Zwar konnten die Machthaber
mit den Mitteln der antijüdischen Propaganda sowie der lokalen
und sektoralen Boykotte vorübergehende Erfolge erzielen; das
hieß jedoch nicht, dass sie die Seriosität der jüdischen Händler
und die bewährten geschäftlichen Beziehungen mit diesen -
Viehwirtschaft ist Vertrauenssache - völlig und binnen kurzem
untergraben konnten. Um die Mitte des Jahres 1937 sind noch
über 80% der Offenburger Viehgeschäfte in jüdischer Hand; so


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