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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 103
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nächst die Volksschule und danach in Rheinbischofsheim die Realschule
bis zum Einjährigen. Danach trat er in das Geschäft seines
Vaters, der eine Viehhandlung in Freistett betrieb, ein.//S Im Januar
1921 wurde ihm vom Badischen Bezirksamt Kehl die Erlaubnis
zum gewerbsmäßigen Handel mit Vieh erteilt. Damit trat er die
Nachfolge seines jetzt 68-jährigen Vaters an. Der Wechsel des
Geschäftes und der Umzug der Familie in die Offenburger Gas-
werkstr. 17 erfolgten 1923 und lässt seinen unternehmerischen
Mut erkennen. Seit dem 16. Mai desselben Jahres war Julius Hammel
mit Irma geb. Hammel verheiratet, die am 5. April 1901
ebenfalls in Neufreistett geboren wurde. Das Ehepaar hatte zwei
Kinder: Hedwig, geboren am 22.2.1924 in Baden-Baden, und
Ingeborg, am 10.9.1925 in Offenburg. Offenbar erlaubte das
geschäftliche Einkommen von Julius der Familie einen gutbürgerlichen
Lebensstil: „Wir bewohnten in unserem eigenen Haus ... eine
aus 8 Zimmern bestehende Wohnung, die sich auf zwei Stockwerke
verteilte; in unserem Haushalt lebte außerdem unsere Großmutter mütterlicherseits
(ab 1932 auch Bruder Theodor, der jetzt im Geschäft
mitarbeitete. P.K.) ... Unsere Eltern hatten stets ein Dienstmädchen
und z. Zt. als wir noch Kinder waren, sogar zwei. "6

Zwischen geschäftlichem Erfolg und privatem Lebensstil
schien sich also bei beiden Familien für einige Jahre eine gewisse
Harmonie eingestellt zu haben. Sie war allerdings fragil und zerbrach
ab Mitte der 1930er Jahre zusehends.

Auf dem Weg zur völligen Diskriminierung

Mit der Liquidierung ihrer Betriebe Anfang 1938 endete für beide
Familien Hammel die Erzielung von Einkommen aus selbstständiger
Erwerbstätigkeit. Fortan waren sie gezwungen, ihren Lebensunterhalt
aus Mitteln des eigenen Vermögens zu bestreiten.
Am 17.4.1938 stellte Julius Hammel sein gesamtes Vermögen
beim Reichsfinanzminister von Baden wie folgt dar: „Grundvermögen
(Geschäft, Haus, Wiese): 37 000 RM - Sonstiges Vermögen: 13700
RM- Gesamt: 50800 RM - Schulden: keine.//7 Die entsprechenden
Einträge bei Paul Hammel sind geringer dimensioniert. Warum
solche Angaben? Mit dieser Offenlegung der Vermögenssituation
, die von allen Juden verlangt wurde, verschaffte sich der
NS-Staat eine weitere Kontrollmöglichkeit über eine im Erwerbsleben
weitgehend ausgeschaltete Bevölkerungsgruppe; vor allen
Dingen erhoffte er sich Zugriffsmöglichkeiten auf beträchtliche
jüdische Vermögenswerte.

Am 10.11.1938, dem Tag nach der Reichspogromnacht, werden
Julius und Paul Hammel zusammen mit allen erwachsenen
männlichen Offenburger Juden von der SS verhaftet und nach


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