Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 109
(PDF, 95 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0110
110

Peter Künzel

auch viele schlimme Umstände ertragen zu müssen: die Trennung
der Familien, Hunger, Kälte, Krankheiten und der Tod als
ständiger Begleiter; unbeschreibliche hygienische Verhältnisse
und ein Minimum an medizinischer Versorgung. Besonders für
die vielen alten und älteren Menschen... wirkten sich derartige
Bedingungen katastrophal auf ihre Widerstandskraft aus."21 So
verstarb Babette Hammel bereits am 27. Februar 1941 in Gurs im
Alter von 75 Jahren; auf dem dortigen Friedhof ist sie beerdigt
worden.

Zwei Wochen vorher hatte ihr Sohn Paul in einem Brief an die
Offenburger Familie Neu vielsagend geschrieben. „Sehr geehrte
Familie Neu! Vor allem hoffe ich, dass Sie alle gesund sind. Wir sind
es G.s.D. auch" Dann aber weiter: „Vor einigen Wochen bekamen
wir von Herrn Stein ein Brot, welches von Ihnen geschickt war. Sie
können sich vorstellen, wie groß die Freude darüber war. Ich war zu
Tränen darüber gerührt. Wir sind z.Zt. viel knapper an Brot, als zu
dieser Zeit, als Sie noch da waren. Das Geschenk war also sehr angebracht
bei uns und die Überraschung groß ,.."22

Im Frühjahr deutete sich für beide Familien der Wechsel in ein
anderes Lager an. Im Zuge der Spezialisierung versuchten die Behörden
in Vichy, Familien, ältere und insbesondere kranke Menschen
in eigens dafür bestimmte Lager umzusiedeln. Was 1951
offiziell für Julius Hammel bestätigt wurde: „... a ete interne au
Camp de Gurs, venant de Offenbourg, du 25 octobre 1940 au 10 mors
1941, date de son transfert au Camp de Rivesaltes (PO)", galt für alle
Mitglieder beider Familien, auch für Großmutter Bertha.23 Die
materiellen Bedingungen der Internierung in Rivesaltes betreffend
, verlief die mit einigen Hoffnungen verknüpfte Übersiedlung
in das riesige Lager der Mittelmeergegend allerdings recht
deprimierend: Hunger, Krankheiten und die Trostlosigkeit des
Schicksals überhaupt dominierten weiterhin. „Julius und Paul
Hammel sind hier. Julius liegt schon 4 Wochen an Gelenk-Rheumatismus
. Hedi lag auch 6 Wochen an Gelbsucht" - „Paul Hammel war
sehr krank, geht es wieder gut."24 Am 25. November 1941 verstarb
in Rivesaltes Bertha Hammel, die Mutter von Julius, im Alter von
79 Jahren. Sie wurde auf dem dortigen Friedhof beerdigt.

Mit Beginn des neuen Jahres 1942 deuteten sich Entwicklungen
an, welche die gesamte Lebenssituation aller von Grund auf
nachhaltig verändern sollten. „Hammel Julius ist auf Arbeit/'25
Leider ist nicht überliefert, in welches Arbeitsverhältnis der
52-Jährige verpflichtet wurde. Zu vermuten ist die Eingliederung
in ein „Groupement de Travailleurs Etrangers" (GTE), eine Lagerart,
in welche bis Oktober 1941 die Mehrzahl der in den großen Lagern
der Südzone internierten arbeitsfähigen Männer überführt
wurde. Die französische Verwaltung hatte natürlich ein Interesse


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0110