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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 110
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0111
Zur Schicksalswende zweier jüdischer Viehhändler-Familien aus Offenburg

an der Verbreitung dieser produktiven Form der Internierung.
„Die Internierten ihrerseits verbinden häufig Hoffnungen mit
den Arbeitslagern, erscheinen sie doch als eine Möglichkeit, den
großen Camps mit ihrer erzwungenen Untätigkeit zu entgehen,
etwas Geld zu verdienen und in relativ größerer Freiheit zu
leben/'26 Es handelte sich in der Regel um eine körperlich sehr
anstrengende Tätigkeit, die in staatlichen (Straßenbau, Steinbruch
, Wald und Forst) oder privaten Diensten (vor allem Landwirtschaft
) geleistet werden musste. Entweder verblieb man dabei
im Verband eines mit Stacheldraht umzäunten Lagers oder
konnte mit etwas Glück bei seinem Arbeitgeber unterkommen.
Die Arbeitsbedingungen schwankten naturgemäß stark und
reichten von fürsorglicher Behandlung bis zur nackten Ausbeutung
der Internierten.

Auch für die beiden Mädchen taten sich neue Perspektiven
auf. „Inge ist fort in einer Familie in der Nähe. Hedy hier bei der
OSE beschäftigt/'27 Ingeborg Hammel verlässt am 31.1.1942 das
Lager Rivesaltes und begibt sich an ihre erste Arbeitsstelle nach
Montpellier. „She had beert adopted by a family named Dreyfuss."28
Dort wird sie im Haushalt beschäftigt, hat sie doch mit ihren 17
Jahren außer einem Volksschulabschluss keinerlei berufliche Bildung
vorzuweisen. Für ihre Schwester Hedy wird eine ähnliche
Entscheidung vorbereitet. Noch ist sie in Rivesaltes bei der OSE,
der jüdischen Kinderhilfsorganisation, engagiert. Sie ist fasziniert
von der großartigen humanitären Leistung dieser Gruppe. Doch
ihre gesundheitlichen Probleme verlassen sie nicht. Eine Krankenschwester
berichtet über sie: Je soussignee Mme Krimm Gilbert
nee Rosenfeld Emmy, infirmiere diplomee ä Kienzenheim, certifie avoir
eu pendant la guerre 1941 au Camp surveille de Rivesaltes Pyr.Orient,
la famille Julius Hammel de Offenbourg (Allemagne), au cours d'une
rafle les parents ont ete deportes ... Leur fllle Hedwig ... etait une
grande malade dans mon Service; atteinte ä la faiblesse extreme, je Vai
soignee pour un Ictere infecte et des Rheumatismes articulaires//29

Dann die Lösung des Problems: Vivette Samuel, führendes
Mitglied der OSE-Gruppe von Rivesaltes, vermittelt sie, die
18-Jährige, zum 1.5.1942 als Angestellte in den Haushalt des
Dr. Pierre Cazal, Medizinprofessor an der Universität von Montpellier
. Hedy ist glücklich, weil sie glaubt, kompetente ärztliche
Hilfe zu erhalten; auch ist sie in der Nähe ihrer Schwester. Aber
ihr Aufenthalt wird nur drei Monate dauern ...

Vermutlich überwogen bei Julius und Irma Hammel die Gefühle
der Zufriedenheit und des Glücks, als sie beide Töchter dem beschäftigungslosen
Lagerkarussell entflohen und dennoch in ihrer
Nähe sahen. Für Paul und Mina Hammel indessen entwickelte


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