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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 116
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0117
Zur Schicksalswende zweier jüdischer Viehhändler-Familien aus Offenburg

Zahlreich sind aber auch, hier wie in allen Häusern, die Probleme
: „Outre le ravitaillement et l'intendance, le probleme majeur
consiste ä occuper tous ces enfants. II faut essayer ä donner ä tous une
Instruction primaire ou secondaire, habituer les enfants aux travaux de
la terre gräce ä des potagers qui permettent d'ameliorer Vapprovision-
nement des maisons, envoyer les plus grands dans les fermes-ecoles et
les chantiers ruraux..., enfin installer des ateliers d'apprentissage...
Gräce ä Vaction de Georges Loinger, des competitions sportives sont
organisees ä Vinterieur des maisons puis entre les maisons pour eviter
aux enfants de vivre dans la psychose de Venfermement/m Schließlich
müssen die Heime periodisch Listen mit den Daten der Gäste
und des Personals erstellen und an die Behörden schicken, zusammen
mit einem „rapport moraV für das jeweilige Heim - ähnlich
wie der oben zitierte Bericht - beides vor allem, um die jeweilige
Einrichtung und ihre Bewohner einer ständigen staatlichen
Kontrolle zu unterwerfen.

Kurt und Rudolf waren 13 und 10 Jahre alt, als sie nach einem
Jahr bedrückender Erfahrungen Rivesaltes verlassen konnten. Sie
hatten wie alle anderen Kinder dieser kleinen Reisegruppe ein
certiflcat d'hebergement, das ihnen behördlicherseits ein Aufenthaltsrecht
in der Gemeinde Le Grand-Bourg genehmigte. Dort
angekommen fanden sie schnell heraus, dass der deutschsprachige
Anteil der Kinder mehr als die Hälfte ausmachte; Französisch
sprach nur ein knappes Viertel. Auch Offenburger Muttersprachler
traf man wieder unter den 120 Gästen des Hauses,
selbst Klassenkameraden ... Sollte man sich da überhaupt die
Mühe geben, die Sprache des Gastlandes zu lernen? Aber die
Heimleitung bestand darauf, ebenso wie sie den sportlichen Aktivitäten
, die Loinger anbot, große Bedeutung zumaß.

Mitte des Jahres 1942 veränderte sich unter dem Druck der politischen
Verhältnisse die Lage der Heime von Grund auf. Bis zu
diesem Zeitpunkt war es allen Eltern möglich, ihre bis zu 15 Jahre
alten Kinder vor oder für den Fall ihrer Deportation der OSE oder
anderen ähnlichen Organisationen anzuvertrauen. Mit der Auslieferungspolitik
der Vichy-Regierung änderte sich diese relative
Sicherheit für die Kinder nun völlig: Nicht nur wurden jetzt die
großen Internierungslager erneut mit jüngst verhafteten jüdischen
Familien belegt, auf welche im Rahmen großer Razzien in
Gesamtfrankreich Jagd gemacht wurde; sondern die bisherige
Arbeit der Hilfsorganisationen wurde durch eine Aufhebung des
Auslieferungsschutzes beendet, welche die französische Regierung
jetzt für alle unter 16-Jährigen dekretierte. Man ging sogar
soweit zu verlangen, dass auch diejenigen Kinder, die sich in Heimen
befanden und deren Eltern bereits deportiert waren, von der


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