Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 156
(PDF, 95 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0157
Pech-, Ruß- und Lackproduktion im oberen Renchtal 1 S 7

Pechfabrikation gab es 1898 nur eine Ziegelei, einige Brennereien
, eine Gerberei, eine Orgelfabrik und einige Sägemühlen.70
Dennoch lehnte der Stadtrat die Erweiterung der Rußfabrikation
an diesem Ort ab. Die Zahl der Sommerfrischler in Oppenau belaufe
sich gegenwärtig jährlich auf 1200 bis 1500 Personen; der
Fremdenverkehr hatte durch den Bau der Renchtalbahn 1876
einen beachtlichen Aufschwung genommen. Auch Durchreisende
nach Allerheiligen oder auf den Kniebis hielten sich einige
Tage in Oppenau auf: Alle Touristen, die ins hintere Renchtal
reisten, mussten die wenig einladenden Fabrikanlagen am Stadtausgang
von Oppenau passieren: „Für Fremde, die als Sommerfrischler
oder Kurgäste ins Renchtal kommen, mache es keinen
günstigen Eindruck, wenn ihnen beim Verlassen des Bahnhofs
die unschöne und belästigende Rußfabrik ins Auge fällt/'71 Auch
der Bezirksrat äußerte, dass Oberkirch keine „Fabrikstadt" sei,
sondern sich in den letzten Jahren zum „Luftkurort" aufgeschwungen
habe. Den Fremden solle nicht der Aufenthalt in Oppenau
durch die Belästigungen mit den Ausdünstungen der Rußfabrik
„verleidet" werden.72 Außerdem drohte die städtebauliche
Entwicklung - das benachbarte Areal war zur Wohnbebauung
und Stadterweiterung von Oppenau vorgesehen - behindert zu
werden. Die Eigentümer der Firma Andre klagten gegen die Ablehnung
des Baugesuchs und bekamen beim Innenministerium
Recht, weil die Beschwerden entweder gar nicht oder nur in geringem
Maß zuträfen. Auch verwies die Firma darauf, dass sie
17 Arbeiter beschäftige und insofern durchaus wirtschaftliche Bedeutung
für Oppenau besitze.

Die Firma Andre versuchte auf die Oppenauer Belange insofern
Rücksicht zu nehmen, dass sie die Rußproduktion seit 1890
in die neuen Anlagen in der Mengeismatt außerhalb der Stadt
verlegte. Aber auch jetzt erhoben zwei Anlieger wegen drohender
Schädigung der landwirtschaftlichen Kulturen Einspruch, der zurückgewiesen
wurde. Der neue Standort war auch wegen der Ex-
plosions- und Feuergefahr von Vorteil. So hatte im März 1882
eine heftige Explosion eine Rußhütte Andres schwer beschädigt;
der Heizer kam mit versengtem Haar davon.73 Zwei Jahre später
hatte ein Arbeiter die Gasklappe nicht geöffnet und den Rußofen
überfeuert. Durch die heftige Explosion erlitt der Arbeiter schwere
Brandwunden, das Gebäude brannte teilweise ab.74 In der Folgezeit
wurden auch die Arbeitsschutzbestimmungen in Rußfabriken
verschärft: Die Kleidungsstücke der Arbeiter mussten mit schwefelsaurem
Ammoniak imprägniert werden.75 Später trugen sie
engmaschige feuerfeste Drahtmasken vor dem Gesicht, Asbesthandschuhe
und Holzpantoffeln: Diese Vorkehrungen sollten
vor den Flammen des Rußofens schützen, die jederzeit zurück-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0157