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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 157
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158 HeinzG-Huber

schlagen konnten.76 Im September 1918 brannte ein Drittel der
neuen Rußfabriken in der Mengeismatt ab. Neben den Feuerwehren
von Ramsbach, Oppenau und Ibach halfen sogar Frauen und
Kinder beim Löschen, da viele Männer eingezogen waren.77

Der umweltschädlichen Gefahren bewusst zeigte sich auch
Christian Doli, der in Bad Griesbach drei Rußhütten betrieb. Die
Rußniederschläge seien sehr groß, der Gasgeruch sei nicht zum
Aushalten. Seine sämtlichen Obstbäume seien abgestorben. Nur
dem günstigen Standort seiner Rußfabrik schrieb er es zu, dass er
nicht schon mit Klagen behelligt worden sei. Kurgäste hätten sich
bei Spaziergängen schon die Nase zugehalten. Die Griesbacher
Badbesitzer Simon und Nock wussten von keinen Klagen ihrer
Gäste, dazu sei die Rußhütte vom Bad zu weit entfernt.78 Diese
Entfernung vom öffentlichen Verkehr war für Doli allerdings ein
erheblicher logistischer Nachteil. Er musste einen eigenen Fuhrbetrieb
mit fünf Pferden unterhalten, um seine Rohstoffe vom
Bahnhof Oppenau abzuholen und seine Produkte zu versenden.
Dieser Standortnachteil und die begrenzten Möglichkeiten zur
Expansion bedeuteten auf Dauer das Ende der Firma. Doli starb
1901 mit 90 Jahren. Seine Söhne führten den Betrieb noch bis
kurz nach dem 1. Weltkrieg weiter.79 1954 wurde in der „Wilden
Renen" die letzte Rußhütte abgebrochen und durch einen Lagerschuppen
eines einheimischen Brunnenbetriebs ersetzt.80

Die Lack- und Chemiefabrik Anton Andre Sohn

Der Firma Anton Andre Sohn gelang es als einziger der ehemaligen
Pech- und Rußhütten, sich zu einem modernen industriellen
Unternehmen weiterzuentwickeln: Aus einem Unternehmen, das
ursprünglich mit der Verarbeitung des heimischen Rohstoffs
Harz befasst war, wurde eine chemische Fabrik mit neuen Produkten
.

Dass die Firma auch für Innovationen offen war, zeigte sich
daran, dass die tatkräftige Firmeninhaberin Karolina Andre 1896
ein Lokomobil, einen beweglichen Dampfkessel, anschaffen ließ.
Er hatte den Zweck, „mittelst Dampf den Teer für die Rußherstellung
in dem Behälter am Eisenbahnwaggon zu wärmen, damit
solcher beim Entladen flüssiger wird".81

Die ständige Explosionsgefahr beim Umgang mit offenem
Licht war sicher ein Grund, warum ein Jahr später die Firmeninhaberin
ein Elektrizitätswerk bauen ließ. Eine Turbinenanlage
von 47 PS lieferte neben einem Dampfkessel mit 50 PS die notwendige
Kraft. Aus der Anlage sollten 400 Glühlampen für den
privaten Bedarf und einige Bogenlampen gespeist werden. Zwei
Elektromotoren, darunter ein firmeneigener, konnten betrieben


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