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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 221
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Erich Krämer

Franz Ignaz Koehler (1809-1893) hatte das Handwerk bei seinem
Vater erlernt, war von 1831 bis 1833 zwei Jahre lang als Handwerksbursche
durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Italien
und Österreich gewandert, hatte seine Kenntnisse durch die
Arbeit in unterschiedlichsten Papiermühlen vertieft. Am 15. Juni
1836 übernahm er von seinem Vater den Betrieb, am gleichen
Tag heiratete er Maria Anna Feger aus Oppenau, die Tochter des
dortigen Kronenwirts.

Von Franz Ignaz' Hand sind Aufzeichnungen erhalten über
die Produktion unterschiedlichster Papiersorten, über Mengen,
teilweise auch Kunden. Und er hat in ergreifender Weise das
Schicksal seiner Familie festgehalten: fünf Kinder wurden geboren
, überlebt hat nur eines: „Den 26. März 1844 (Pfingsttag) Mittag
1 Uhr wurde unser drittes Kind August Koehler geboren/'

August Koehler, der Mann, der dem Familienunternehmen,
das seit 204 Jahren besteht, heute unter Leitung der siebten und
achten Generation, seinen Namen gab. August Koehler wuchs in
der Papiermühle auf, wie damals in jedem Handwerk üblich half
er als Bub schon im Geschäft seiner Eltern mit und erwarb sich
früh die praktischen Fähigkeiten, die ein Papiermacher brauchte.
Er besuchte die Volksschule in Oberkirch; schon mit 13 Jahren
schickten ihn seine Eltern nach Straßburg in ein „Institut Belly",
um französisch zu lernen. Darauf folgte eine kaufmännische
Lehre in Freiburg bei einer Firma C. D. Komberger. Zurück im
Elternhaus in der Papiermühle, arbeitete er als Lehrling an der
Bütte, erlernte das Papiermacherhandwerk von Grund auf und
wurde schließlich als Geselle auf gedungen. Es wird berichtet, dass
ihm sein Vater schon früh, mit I6V2 Jahren, zum Besuch von
Kunden nach Karlsruhe und Heidelberg schickte.

Anfang der 1860er Jahre wurde in Oberkirch immer noch Papier
von Hand gefertigt, Bogen für Bogen aus der Bütte geschöpft,
in Wettbewerb zu zahlreichen Fabriken, die auf maschinelle Fertigung
umgestellt hatten. Erste maschinelle Anlagen wurden aus
England bezogen, schon 1825 hatte Firma Rauch in Heilbronn
eine Maschine von Donkin aus England importiert. Um 1850
waren es bereits in Baden-Württemberg über 40 Maschinen, die
den schnell wachsenden Bedarf an Papier deckten. Aber diese
frühen Investitionen in eine neue Technik waren riskant, entsprechend
scheiterten viele Betriebe an zu hohen Kosten und
unausgereifter Technik. Dass die Oberkircher Papiermacher ihr
Gewerbe sehr lange konventionell betrieben und sich mit der
entscheidenden Neuinvestition lange Zeit ließen, wird zum Beispiel
von dem Papierhistoriker Gerhard Piccard als äußerst positiv
bewertet.


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