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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 278
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Gertrud von Ortenberg - eine vergessene Heilige

Eugen Hillenbrond

Wie kann man nur eine Heilige vergessen? - War Gertrud überhaupt
eine Heilige? Im amtlichen Verzeichnis aller von der Kirche
anerkannten Heiligen, dem Martyrologium Romanum, ist ihr
Name nicht enthalten.1 Es wurde 1583 von Papst Gregor XIII.
veröffentlicht, im Rahmen von Ordnungsmaßnahmen, die er
während seines dreizehnjährigen Pontifikats auf verschiedenen
Feldern des kirchlichen Lebens ergriffen hat.

- 1580 ließ er alle authentischen Rechtssammlungen der Kirche
zu einem neuen Corpus zusammenfassen und veröffentlichte
sie unter der Bezeichnung Corpus Iuris Canonici als das bis
heute maßgebliche Rechtsbuch.

- 1582 ersetzte er den seit Cäsar gültigen Julianischen Kalender
durch einen neuen nach ihm benannten Gregorianischen Kalender
, indem er das Jahr 1582 einfach um zehn Tage kürzen
und auf den 4. Oktober gleich den 15. Oktober folgen ließ. (Es
dauerte noch Jahrhunderte, bis sich alle europäischen Länder
dieser päpstlichen Entscheidung gefügt hatten; Russland
machte erst im Februar 1918 aus der großen Oktoberrevolution
(25.10.1917), die noch nach dem Kalender des alten Stils
gezählt wurde, die Novemberrevolution (7.11.) nach dem
neuen Stil.)

- 1583 legte Papst Gregor das Martyrologium Romanum vor, das
fortan bestimmte, wer von der Kirche als Heilige(r) anerkannt
war und wer nicht. Die amtliche Sammlung musste bereits ein
Jahr später revidiert werden; es waren doch zu viele Einsprüche
gegen die rigorosen Kürzungen eingegangen.

Mit diesen und ähnlichen Maßnahmen suchte der Papst das Gestrüpp
jahrhundertealter Traditionen zu durchforsten und zu-
rechtzuschneiden. Dabei war gewiss einiges dem Schnitt zum
Opfer gefallen, aber die Neuordnung brachte auch eine überschaubare
Systematik und Regelmäßigkeit mit sich, die bis heute
wirksam ist.

Heiligenverehrung und Heiligsprechung

In Sachen Heiligenverehrung sollte das Martyrologium die Spreu
vom Weizen trennen und nur den darin aufgenommenen Heiligen
das liturgische Gedächtnis sichern. Gertrud von Ortenberg
kam darin nicht vor. Sie war vergessen - zumindest amtlich.


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