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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 290
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Gertrud von Ortenberg - eine vergessene Heilige

ten mit den Worten: Betdler seind die nach brot umbher lauffen, oder
auf den gassen, vor den heußern, oder sitzen vor den kirchen und biten
umb brot30

Ihnen hatte sich Gertrud angeschlossen, um auf diesem entbehrungsreichen
Wege „die wahre Armut des Geistes" zu finden.
In eingehenden Gesprächen mit ihrer vertrauten Freundin deutet
sie die neue Erfahrung als ein Sinken in die gotheit31 Das mystische
Vokabular dieser religiösen Suche gleicht dem der bekannten
„Nonnenbücher" der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.32 Diese
entstanden in Frauenklöstern des Dominikanerordens, weshalb
der Herausgeber der Gertrud-Vita die Aufzeichnung dieses Textes
auch in das Dominikanerinnenkloster Offenburg verlegte. Im
letzten Band dieser Zeitschrift habe ich mich gegen eine solche
Vermutung ausgesprochen, da der Konvent nur ein einziges Mal
zum Jahre 1246 belegt ist, später nie mehr. Demgegenüber sind
die Verbindungen der Vita, die mindestens neunzig Jahre danach
verfasst wurde, zu franziskanischen Kreisen sehr deutlich. Einer
der führenden Köpfe, Heinrich von Talheim, war von 1316 bis
1326 Provinzialminister der Alemannia Superior des Franziskanerordens
und ist namentlich als Beichtvater Gertruds in der Vita
erwähnt. Von ihm sind nur wenige Aussagen in einer Straßburger
Handschrift erwähnt, die auch von Meister Eckhart stammen
könnten.

Die Spiritualität, die aus dem heiligen leben der seligen frowen
spricht, lässt auf ein hohes geistiges Niveau der Hörerschaft
schließen. Wie weit diese sich auf den Diskurs eingelassen haben,

Bettler und Kranke vor
einer Kirche. (Holzschnitt
vom Petrarcameister
, Augsburg:
Steyner, 1532)


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