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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 300
(PDF, 95 MB)
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Bärbel von Ottenheim in Sagen und in einer Erzählung von Otto Flake (1935)

hat aber auch Märchen geschrieben. Der seltene Fall eines Schriftstellers
, der sich in fast allen literarischen und journalistischen
Formen zu Hause fühlte. Unter den großen Romanen verschwindet
die schmale Erzählung „Schön Bärbel von Ottenheim" mit
ihren rund vierzig Seiten fast. Seiner Herkunft nach ist Flake El-
sässer. Zwar in Metz geboren, hat er doch in seiner Jugend im
Elsass, in Colmar und Straßburg gelebt. Das Andenken an das
Elsass, die Beschäftigung mit der elsässischen Frage, der politischen
und kulturellen Sonderstellung des Landes zieht sich durch
viele seiner Schriften. Sie schlägt sich nieder in Schilderungen der
größeren elsässischen Städte, aber auch von Badeorten und
Kriegsspuren am Hartmannsweiler Kopf. Dann aber auch in Essays
über die politische Geschichte des Elsass. Die Reflexionen
über die Mentalität der Einwohner und ihre Sprache gehören
zum Erheilendsten auf diesem Gebiet.

Daneben trat dann ab 1928, nachdem er in Baden-Baden
Wohnsitz genommen hatte, die Kurstadt, ihre Baugeschichte und
ihre gesellschaftliche Entwicklung.12 Woher er den Anstoß bekommen
hat, sich mit der Gestalt der Bärbel zu befassen, darüber hat
er sich nicht ausgelassen. Zwei verschiedene Impulse sind denkbar:
zum einen das Interesse an Melaus von der Leyden, nachdem ihm
das Kruzifix in Baden-Baden bekannt geworden war. Oder die
überraschende Wiederentdeckung der weiblichen Büste im Jahr
1935 in Hanau, ein Jahr vor der Publikation von Flakes Erzählung.
Bärbels Büste ist heute im Städelschen Museum in Frankfurt zu
sehen, die Büste Jakobs im Museum Oeuvre Notre Dame in Straßburg
. Flake resümiert: „Er hat ein faustisches Gesicht, ein weltlichsinnliches
, dem das lionardeske Lächeln nicht fehlt/'13

Zu bedenken ist, dass Flake in einer prekären Phase seines Lebens
zu diesem Stoff griff. Schon die Niederlassung in Baden-Baden
war ein Rückzug aus der öffentlichen Sphäre des Journalisten
. Er hatte zuvor in Südtirol gelebt, doch aus Anlass eines seiner
Zeitungsartikel heftige Angriffe italienischer Faschisten über sich
ergehen lassen müssen. Ab 1933 gefiel den Nationalsozialisten
seine weltmännische Offenheit nicht. Ihnen missfiel Flakes Beharren
auf dem Wert des Individuums, seiner Würde. Gegen den
Trend zur Massenkultur der Nationalsozialisten zu sein, war unwillkommen
. Auch seine skeptische Einschätzung des Fortschritts
in der Kulturentwicklung war nicht genehm. Flake, der ein feines
Gespür für solche Ressentiments hatte, zog sich auf historische
Themen und Stoffe zurück.14 Er schrieb 1937 eine Biographie des
„Türkenlouis", des Markgrafen Wilhelm von Baden, und war
damit wieder einmal mit der badischen Geschichte beschäftigt.
In diese Phase gehört die Entstehung der Erzählung von der schönen
Bärbel.


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