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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 302
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Bärbel von Ottenheim in Sagen und in einer Erzählung von Otto Flake (1935) ^f)^

größte Ähnlichkeit mit der, die hundert Jahre zuvor zwischen
Hanemann und der Liese spielte. Die Ähnlichkeit geht so weit,
daß beide Mädchen aus einem badischen Dorf stammen. Wenn
Liese aus Steinbach kam, so Bärbel aus Ottenheim/'16

Dann erst beginnt im vierten Kapitel die Handlung mit der
Schilderung der Feindschaft zwischen dem 1416 geborenen Jakob
und dem ein Jahr später geborenen Bruder Ludwig. Sie teilten ihr
ererbtes Herrschaftsgebiet. Jakob gebot über den westlichen Teil
mit der Residenz Buchsweiler, Ludwig über den östlichen, zu dem
Dörfer im überrheinischen, späteren Hanauer Land mit dem Mittelpunkt
in Lichtenau gehörten. Der Stammsitz, die Burg Lichtenberg
, sollte beiden zur Verfügung stehen.

Das 5. Kapitel entwickelt das psychische und soziale Verhältnis
zwischen Jakob und Bärbel. Flake flicht ein: „Über Konkubinen
dachte man anders als in bürgerlichen Zeiten, nahm sie bei
Päpsten und Königen hin. Zwar wird Bärbel in Briefen des Straßburger
Rates an seine diplomatischen Agenten und in anderen
Schriftstücken kurzweg die Hur genannt, aber man vertrug damals
schon etwas. Und wir haben nicht den geringsten Grund,
uns die Urteilsenge anzueignen, die nach der Reformation aufkam
- das um so weniger, als Anlaß zu der Vermutung besteht,
daß diese Beziehung eines einfachen Mädchens zum angesehensten
Grafen der Landschaft doch mehr als ein Bettverhältnis gewesen
ist."

Im weiteren Verlauf schildert er die Begegnungen zwischen
Graf Jakob und Bärbel in Straßburg, ihre Gemeinschaft auf Burg
Lichtenberg und in plastischen Szenen den Weiberkrieg in Buchweiler
. Er referiert das Leben des Melaus Gerhaert von Leyden
und seine Zusammenkünfte mit Bärbel in seiner Werkhütte in
Straßburg und auf der Burg Lichtenberg bei der Arbeit an den
Büsten. Schließlich das Lebensende von Bärbel, ihre Wirtschaft
auf dem Bauernhof in Hagenau, den ihr Jakob vermacht hat, ihre
Schutzlosigkeit nach dessen Tod 1480, ihre Vernunftehe mit
einem Hagenauer Bürger und dann ihre Verhaftung auf Betreiben
der Erben von Graf Jakob und ihr Tod. Er erzählt den Selbstmord.
Nach seiner Auffassung von Bärbel hat sie durch Selbstmord
ihrem Leben ein Ende gesetzt.

Das Schlusskapitel berichtet von der Auffindung der Büsten
und gibt eine Deutung der Gesichtszüge.

Im Ganzen eine aus gründlichen historischen und kulturgeschichtlichen
Studien erwachsene Erzählung, die in eindrucksvollen
Szenen und mit psychologischem Spürsinn den erotischen
Beziehungen und dem besonderen Fall der Gemeinschaft eines
regierenden Fürsten mit einer Konkubine niederer Herkunft
nachgeht. Flake war eingenommen von der ungebändigten Vita-


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