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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 304
(PDF, 95 MB)
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Bärbel von Ottenheim in Sagen und in einer Erzählung von Otto Flake (1935) Q Q C

kunft seiner Ehefrau Marianne betreffen, waren keine Rehabilitation
und keine Neuauflagen seiner älteren Schriften zu erwarten.

Doch auch in der Nachkriegszeit, als Baden-Baden im Zentrum
der französischen Besatzungszone lag, scheiterte der Versuch
einer Neuauflage der „Bärbel von Ottenheim". Flake berichtet:
„Keppler [der Name eines neuen Verlegers; W. E. Schäfer] erfuhr
im Büro des kommandierenden Kulturgenerals - er hatte diesen
Rang und hieß sehr französisch Schmittlein -, daß sowohl mein
Rückblick auf Colmar als auch das Thema ,Schön-Bärbel von Ottenheim
' mißfielen (weil sie in die nicht-französische Vergangenheit
des Elsaß führten). Die drohende Bemerkung fiel, ich hätte
einen Schutzbrief. Wir beschlossen, das Bändchen liegenzulassen
. Nach einer Anstandsfrist stampfte Keppler es ein."19

Zu anderen Verdächtigungen trat das Bekanntwerden eines
Fehltritts Flakes gleich zu Beginn des Jahres der „Machtergreifung
" 1933. Nach einer Reise hatte Flake zu Hause in Baden-Baden
einen Brief aus dem Fischer-Verlag vorgefunden, in dem er
gebeten wurde, wie andere Verlagskollegen, eine schon vorformulierte
Loyalitätserklärung zu unterzeichnen, die an den „Führer
" zu überreichen sei. Nach einigem Zögern hatte Flake seine
Unterschrift unter das Formular gesetzt. Er sah sich nach Kriegsende
genötigt, eine Begründung für diesen Schritt zu geben.
„Wenn ich mir durch die Unterschrift Ruhe und meiner Frau
Schutz verschaffen konnte, warum nicht. Ich unterschrieb das
Formular, das, wohlbemerkt, nur ein paar Zeilen Text enthielt,
und ahnte nicht, daß ich eine grobe Dummheit begangen hatte.
Ich merkte es, als einige Tage später Goebbels in den Zeitungen
die Kolonnen der Unterzeichner aufmarschieren ließ, hinter
einem von ihm gedichteten Text: aus der Loyalitätserklärung war
nun ein Treuegelöbnis geworden."20

Der Vorfall belastete ihn in der kritischen Presse der Bundesrepublik
noch lange Zeit. Angesichts der Vorliebe der noch zu
entdeckenden englischen und amerikanischen Literatur und
mangels Anerkennung durch die zurückgekehrten deutschen
Emigranten blieb es um Flake lange still. Eine Wende trat ein, als
Rolf Hochhuth auf ihn aufmerksam machte und sich um Publikationsmöglichkeiten
kümmerte. Seine Bemühungen führten zu
der fünfbändigen Ausgabe von Flakes Erzählungen und Essays.21
Die Erzählung von der Bärbel von Ottenheim ist nicht enthalten.
In den Schriften über Flake wird sie ganz selten erwähnt. Auch in
den Bibliographien der Werke Flakes fehlt sie oft. Ihre klare übersichtliche
Disposition, ihre biographische und historische Faktentreue
, ihr zurückhaltend gedrängter Stil machen sie wert,
mehr beachtet zu werden, besonders im badischen und elsässi-
schen Land.


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