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Ovid, ein moralisierter Dichter der Liebe
Abb. 6: Der Absturz von
Phaethons Sonnenwagen
liehen Normen, das heißt die Zielvorgaben der klerikalen und
universitären Autoritäten gegeben. In welchem Maße das besonders
im Falle Ovids für erhebliche Eingrenzungen des literarischen
Gesamtwerkes geführt hat, soll anhand der editorischen
Vorworte der drei zuletzt vorgestellten Bücher der Offenburger
Historischen Bücherei dargelegt werden.
„OVIDIUS MORALIZATUS" oder: ein zensierter Liebesdichter
In der Ovidausgabe der Heroides, Antwerpen 1661 (F 492 in der
Historischen Bücherei) taucht ein Vorwurf auf, der dem Dichter
seit der Antike, besonders aber im christlichen Mittelalter bis in
die Neuzeit, immer wieder gemacht wurde, die Verurteilung seiner
„laseivitas", d.h. Ausgelassenheit, Frivolität, Obszönität. Bezogen
war diese langlebige Bezichtigung in erster Linie auf Ovids
Frühwerk, die Liebesdichtungen, wobei das Hauptwerk der Metamorphosen
und die unvollendeten Fasten aus der mittleren
Schaffensperiode genauso unangefochten Geltung gewannen,
wie das Spätwerk aus dem rumänischen Exil, die Tristien (Trauerelegien
) und die „epistulae ex ponto", seine Briefe aus den Jahren
des Exils am Schwarzen Meer (8-18 n. Chr.). Die lockere, spielerische
zum Teil leicht ironische Art, mit der Ovid die Liebe behandelt
, kam weder bei der offiziellen Politik seiner Zeit, noch im
leibfeindlichen Mittelalter gut an, weil sie als verführerisch und
unmoralisch empfunden wurde. Daher die Mahnungen in den
überlieferten Handschriften und Drucken, die ja für den Schulgebrauch
der Jugend bestimmt waren. In der Heroidesedition von
1661 wird schon auf dem Titelblatt diese „oscoenitas" angeprangert
und das Buch in den Dienst der „casta iuventus"(einer reinen
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