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Hans-R. Fluck
XV.
DOROTHEA DIANA, COMITISSA
RHENI 7 VT ET COMITISSA HANO-
VI iE, PRO TEMPORE DOMINA
AVIA.
X.0.T* ctyct} f.
TANITATEM VARIAM DESPICIO5
/ETERNITATEM A VRE AM ADSPICKX
O DOS HONOROSA,INlTO!
OEficium veri Chriftjani quäle (it,illud
Nominis heic apte Tc Metagramma
docer.
Temnc, (inquit) Mundi vana omnia,fomnia
namque
Sunt,quaquaveriiim lumina vertis,ea.
Ad viu &tern&ßdes duo lumma tende,
Adfpiciendo Polum, defpiciendo Solum.
Dos data de coelo! nana 0 bcrie defbicis orbisy
Auhcris adjpkkns atria 5 intto Polum!
Abb.l: Trauergedicht
auf Wild- und
Rheingräfin Dorothea
Diana von Salm
jenem lateinischen Trauergedicht,
das unter der Nr. XV. in seinem Fas-
cicvlvs Annagrammatum Hanovi-
corvm steht (am Ende seines der
Witwe Graf Johann Reinhard II.
von Hanau-Lichtenberg gewidmeten
Bandes Hanauische Lob-, Lieb-,
Lust-, Lehr- und Leid-Gedichte. Straßburg
1668, S. 103, siehe Abb. 1).
Der lateinische Text thematisiert
die Eitelkeit und Vergänglichkeit
der Welt und dokumentiert einmal
mehr die Verbundenheit des barocken
Autors mit seiner Herrschaft.
Er verweist damit zugleich ein weiteres
Mal auf die Quirin Mosche-
rosch von W. E. Schäfer9 zugeschriebene
Rolle als Hofpoet in Rheinbischofsheim
, der Residenz Johann
Reinhards II. von Hanau-Lichtenberg
.
Der zweite „neue" Text steht im Zusammenhang
mit dem ungarischen
Grafen, Feldherrn und Dichter Nicolaus
von Serin (1620-1664), Urenkel des gleichnamigen und
berühmteren Grafen Zrinyi [auch: Zriny] von Sziget10. Beide
waren in der Habsburgermonarchie maßgeblich am Kampf gegen
die Türken beteiligt. Diese Grafen wurden daher europaweit vielfach
in Liedern als Türkenkämpfer gefeiert und auf Flugblättern
porträtiert (insgesamt ca. 350 mal).11
Solche Flugblätter in Form von Bilddarstellungen mit Begleitversen
bildeten im 17. Jahrhundert ein wichtiges Medium, um
breiten Bevölkerungsschichten Informationen über die Welt zu
liefern und die Betrachter in einer Intensität zu beeindrucken,
wie man es sich heute im Zeitalter von Fernsehen und Internet
kaum mehr vorstellen kann. Im 17. Jahrhundert aber galt, was
Karl Schottenloher mit Blick auf die Zusammenarbeit von Kupferstechern
und Autoren sowie die Rezeption ihrer Werke so formulierte
:
CHRJ.
Was noch heute [1922, Anm. Fluck] den unwiderstehlichen Reiz dieser
Bilderblätter bedingt, ist die innige Verbindung von Bild und Reim,
zweier Kräfte, die ihrer Einwirkung auf'Aug und Ohr des Volkes immer
sicher sind. Daß über ihnen zudem ein Abglanz der hohen Kunst liegt,
erhöht noch die Anziehungskraft der anschaulichen Gebilde. Ihre Her-
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