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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 447
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Heinz Nienhaus

Dr. Arams Erfahrungen in Schapbach und später in den USA

Über die folgenden Jahre und seine Erfahrungen mit den Nazis
berichtet Aram in seinem ausführlichen Brief an Franke: „Dann
wollte ich auch etwas für die Kunst in dem idyllischen Schwarzwalddorftun
: Die Kirche war durch Blitz ausgehrannt und der Pfarrer Hefter
war mein Freund geworden. Ich stiftete einige lehensgroße spätgotische
Heiligenfiguren aus der Sammlung meines Großvaters Adolf Grünwald
(von Antiquar Dauer in Heilbronn erstanden) und ließ durch den
Kunstmaler und Restaurator C.B. Lucki (jetzt Stuttgart) die 14 Stationen
im Stil zu den barocken Kartuschen in der Kirche malen. Ich habe
weder einen Vorteil hierfür geheischt noch erhalten. (Dies, weil man
mir sagte, ein Jud schmeiße eine Wurst, um einen Schinken zu kriegen).
Eine kurze Notiz im ,Schw arzw älder Boten' war alles. [... ]

Im Jahre 1931 fuhr ich mit einem Gast, dem Dr. Rudenberg, aus
Krefeld, zu einer Bauernhochzeit in der Umgebung von Schapbach.
Man wird dort eingeladen, und jeder Gast zahlt für sich selber, aber
man sieht die Volkstrachten. Die Nazis aber waren wieder selbstbewußt
: Ein ganzer Tisch voll junger Krakeeler saß dort und stieß an:
Sieg Heil! Zu meinem Entsetzen sah ich, daß sie von einem früheren
Studenten namens Lanz aus Stuttgart (von Freudenstadt herübergekommen
) geführt wurden, den mir Polizeiwehrdirektor Hahn ein Jahrzehnt
zuvor in Stuttgart als den bezeichnet hatte, der meine ,Umle-
gung' befürwortete.

Es dauerte nicht lange, bis einer der Rüpel an meinen Tisch kam
und mir eine Zigarette Marke ,Trommler' anbot. Ich wollte zugreifen,
aber er schlug mir auf die Hand und schrie ,Ein Jude raucht diese Sorte
nicht!' (Es waren, wie ich hörte, nationalsozialistische Zigaretten). Ich
wollte ihm eine Ohrfeige verabreichen, als Rudenberg und der Chauffeur
mich wegrissen. Der Nazi-Tisch war aufgestanden, z. T. mit Messern
in der Hand. Aber ein Tisch mit Schapbacher Bauern stand auch
auf, um mich zu beschützen. Rudenberg drängte, wegzufahren, was ich
auch tat. Aber nach kurzer Zeit erhielt ich aus Wolfach einen Brief,
unterzeichnet,Teuf, in welchem man mich beschuldigt, ich habe eine
christliche Kirche in deutschem Land mißbraucht, um ,Alljudas' Propaganda
zu treiben. Ich habe den nordischen Arier Jesus als Juden
kennzeichnen wollen (und anderen Wahnsinn mehr). Auch habe ich
Wolf acher Fastnachtsmasken mit den Masken minderwertiger Rassen
zusammengehängt, um meine Mißachtung ,echter, alter, deutscher
Volkskunst' zu zeigen. Man riet mir, von Schapbach fernzubleiben.
(Judenschwein Du hast Ortsverbot!')

(Ich hörte später, irgend ein junger Schullehrer sei der Verfasser
gewesen, aber 1932 schon schrieb mir jemand, das Dorf, insbesondere
die Dorfjugend, sei nun voll von Judenhass. Ein Streicherbuch wurde
dort vertrieben, und der,Stürmer' etc.) 1932 war ich nur ein paar Tage


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