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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 473
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Frank Armbruster

sen werden. Von etwa 3500 Anlagen existieren heute nur noch
ca. 1200. Von der ersten, unmittelbar am östlichen Ufergestade
des Rheinstroms gelegenen Bunkerkette ist nur noch jedes hundertste
Bauwerk, in der Regel als Ruine, erhalten. Bedingt durch
die Verwaltungsreform und den Zwang zu Einsparungen wurde
die Einzelfallprüfung jedoch zunächst ausgesetzt und alle Anlagen
des Westwalls wurden unbesehen als Kulturdenkmale behandelt
.52 Ein rechtliches Problem ergibt sich dadurch, dass diese
Anlagen zwar Bundeseigentum sind, in der Regel aber auf privaten
Grundstücken liegen, wodurch deren Nutzung beeinträchtigt
wird. Daraus resultiert der rechtliche Beseitigungsanspruch des
Grundstückseigentümers nach § 1004 BGB. Dieser Anspruch ist
allerdings eingeschränkt durch §§1,2 und 19 des Allgemeinen
Kriegsfolgengesetzes (AKG), wodurch der Bund ausschließlich zur
Beseitigung der von den Anlagen ausgehenden Gefahren für
Menschenleben verpflichtet ist.53

Ein überraschender Aspekt zum Schluss: Ausgerechnet diese
Beton-Ungeheuer erregen das Wohlgefallen von Naturschützern,
denn die Natur hat sich die Westwallbunker weitgehend zurückerobert
, und sie wurden so zu einem Refugium für Pflanzen und
Tiere.

Dachssippen errichteten in ihnen ihre „Dachsburgen"; Füchse,
Vögel, Amphibien, Fische und Fledermäuse sind weitere bunkerbewohnende
Tiere. Im Bienwald bei Karlsruhe wurden Bunkeranlagen
sogar zu Artenschutzzwecken, speziell für die Wildkatze,
umgebaut. So lässt sich mit Fug und Recht sagen:„Aus Sicht des
Arten- und Biotopschutzes sind nicht nur einzelne Bunkeranlagen
zu bewahren. Bunkeranlagen und Panzersperren des Westwalls
- von der Natur im Sturm erobert - sind insbesondere auch
in ihrer Gesamtheit bedeutsam. Sie stellen ein Biotopverbundsystem
im Westen Deutschlands dar, das vergleichbar ist mit dem
,Grünen Band' entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Die , stummen Zeugen einer unbewältigten Vergangenheit' müssen
endlich ihrer Bedeutung als Lebensraum und Biotopverbundsystem
entsprechend betrachtet werden/'54

Anmerkungen

1 Zitiert nach Bettinger, Dieter-Robert/Hansen, Hans-Josef/Lois, Daniel: Der Westwall von Kleve bis Basel.
Auf den Spuren deutscher Geschichte. Ein Tourenplaner. Wölfersheim-Berstadt 2002. 23

2 BArch.Abt. Militärarchiv: RH 11-111/169, 35-66

3 Deutsche Arbeitsfront u. a. (Hrsg.): Unbezwinglicher Westwall. Ein Volksbuch vom Ringen um Deutschlands
Westmark. Wiesbaden 1940

4 Ebd., 3

5 Siehe Flack, Werner: Wir bauen am Westwall. Ein Fronterlebnis deutscher Jugend im Frieden. Oldenburg
/Berlin o.J. 104


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