Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 484
(PDF, 95 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0485
„Bei nächster Gelegenheit hinauszuwerfen" AQ Q

Offizier gewesen war, machte aus seiner „Abneigung gegen den
preziösen Ästheten"13 kein Geheimnis.

Eigentlich hatte Hausenstein das ganze Amt zum Feind. Man
begegnete ihm, wie er selber schrieb, mit „kühl-konventioneller
Artigkeit, die schon an Abweisung grenzte"; er fühlte sich „wie
angesichts einer grauen Mauer ohne Fenster, ohne Tür".14 So
blieb ihm die Erfahrung nicht erspart, „daß das Auswärtige Amt
ihn immer wieder links liegen ließ"15. Andre Francois-Poncet, der
französische Botschafter in Deutschland, kannte sich auch aus.
„Herr Hallstein, haben Sie gehört? Frau Hausenstein erzählte mir,
daß es au bord du Rhin eine Farm mit Giftschlangen gibt. Sollte
es das Auswärtige Amt sein?"16 (So, gesprächsweise, im Jahre
1955, bei der Ernennung Hausensteins zum „Grand Officier de la
Legion d'Honneur".)

Was ein anderer Außenseiter, der am deutschen Generalkonsulat
in London arbeitete, zu Protokoll gab, galt nicht nur für
ihn selbst, sondern gerade auch für Hausenstein. Die Berufsdiplomaten
, so sagte er, betrachteten diese Außenseiter als „höchst
unbefriedigende Lückenbüßer, die gut genug waren, während
einer kurzen und vorübergehenden Periode offene Stellen auszufüllen
, die aber bei nächster Gelegenheit hinauszuwerfen seien ...
Der Kasten-Geist sei unter den Beschäftigten des alten
Auswärtigen Amtes der Wilhelmstraße ausnehmend stark und
feindlich eingestellt gegenüber den Nicht-Mitgliedern dieser
Kaste."17 Und so wurden Hausenstein und die anderen
Außenseiter (Schlange-Schöningen in London, Krekeler in New
York) hinausgeworfen, „nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatten,
international um Vertrauen für den neuen Staat zu werben"; sie
wurden „abserviert".18

Darauf hatte das Amt schon dadurch hingearbeitet, dass es die
Außenseiter systematisch madig machte. Krekeler war betroffen,
auch Schlange-Schöningen, dem Blankenborn nachsagte, er habe
„einfach keine Ahnung von seinem Job"19. Hausenstein musste
im Herbst 1954 eine Betriebsprüfung über sich ergehen lassen,
deren Ergebnis nicht erfreulich war: „Obgleich die Verwaltung
überbesetzt ist, läuft sie nicht in geordneten Bahnen und weist
schwere Mängel auf, wie sie den Prüfern bisher noch nicht begegnet
sind."20 Dagegen hielt Hausenstein selber, noch im selben
Monat, die Botschaft für eine „harmonische und sehr gut arbeitende
Behörde"21, und auch von anderen war nichts anderes zu
hören.

Dass Hausenstein seine Aufgabe in der Tat erfüllt hatte, wurde
spätestens bei seinem Abschied offenbar. Zu seinem abschließenden
Empfang erschienen die hohen und höchsten Repräsentanten
des Landes, und auch die zuvor so skeptische und kritische Presse


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0485