Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 534
(PDF, 95 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0535
Neue Literatur

„deutschen Spanier und badischen Andalusier" Jose
F. A. Oliver. In einem zweiten Teil werden diese Autoren
und ihre Themen gewürdigt. Eine mit kräftigen
, aber auch blassen Farben bestückte Palette tut
sich da auf: z. B. Fragmente eines biblischen Volksschauspiels
von 1654, Spottverse und Ortsneckereien
, Geselligkeit und Brauchtum, aber auch Eröffnungen
und Einweihungen. Für die Geschichte
Schiltachs wichtig sind fünf Flößerlieder und -gediente
, teilweise in der dortigen Mundart gehalten,
wie überhaupt manches Dialektstück den Reiz dieses
Bändchens ausmacht, u. a. „Alte Sprichwörter in
Schiltacher Mundart" von Fritz Laib. Diese kann bis
heute die über vier Jahrhunderte hinweg reichende
Zugehörigkeit der Kommune zum württembergischen
Staatswesen nicht verleugnen. In der Sammlung
ist mit Emma Haaser auch eine Frau vertreten.
Der „Poet im Schiltacher Pfarrhaus" Georg Längin
(1827-1897) kommt neben anderen Naturgedichten
auch mit einer Übertragung von Goethes „Hei-
denröslein" in Markgräfler Alemannisch zu Wort.
Manche der Gedichte verharren in der üblichen
Heimattümelei, manche sind bei nebensächlichen
Ereignissen entstanden, etwa die Moritat „Schilt-
ach-Schramberger Eisenbahnlied vom Jahre 1892"
des Malers Heinrich Eyth. Das Ganze ist neben zwei
stadtgeschichtlich interessanten Texten (Silvesterzug
und Holzflößerei ) eine Edition mit Kommentaren
und über 200 z.T. umfangreichen Fußnoten,
die neben Wort- und Sacherklärungen Quellenangaben
enthalten. Der Band ist wie seine Vorgänger
reich bebildert und will mit seinen Dichtungen
„zum Entdecken, Nachdenken, Schmunzeln oder
Singen anregen". Karl-Martin Hummel

S' Bliwisel 2010. jahresrückblick und Chronik Goldscheuer
-Marlen-Kittersburg. Herausgeber: Verein
für Heimatpflege, Goldscheuer, Marlen, Kittersburg
e. V. Kehl-Goldscheuer 2010.136 S., viele Abb.

Der Name Bliwisel bedeutet Bleistift, hervorgegangen
aus dem Wort Bleyweißstift: mit Blei ausgegossene
Bleistifte wurden bereits im Mittelalter benutzt
. So alt ist zwar diese bemerkenswerte Zeitschrift
nicht, aber immerhin schon 18 Ausgaben
sind im Lauf der vergangenen 23 Jahre entstanden.
Der vorliegende Rückblick enthält jeweils Ereignisse
aus dem Ortsgeschehen der drei Gemeinden,
stellt aber auch Personen und historische Ereignisse
der engeren Region vor. Bemerkenswert in diesem
Heft ist vor allem der interessante Hinweis auf
eine Radiofabrikation der 1950er Jahre in ,,s' Bader
Schrieners", im Fachwerkhaus des Schreiners Bader
in Marlen. Zwar nur wenige Jahre wurden hier
Rundfunkgeräte gebaut, zuletzt im Auftrag für
große Hersteller. Doch dann übernahmen die selbst
die Produktion, und die Marlener Radiobauer wurden
überflüssig. Sie stellten im Anschluss für wenige
Jahre noch Sesselgestelle für die Möbelfabrik Hukla
in Gengenbach her. Heute erinnern sich nur noch
wenige Zeitzeugen an dieses Kapitel Ortenauer Unternehmergeschichte
. Hans Roser, dem Schriftleiter
des Bliwisel und Autor des Beitrages, ist zu dieser
Entdeckung zu gratulieren und dem Heft sind noch
viele weitere Ausgaben (und Sponsoren) zu wünschen
. Martin Ruch

Martin, Dieter: Grimmelshausen und der Mummelsee
. (Spuren 89, eine Veröffentlichung der Arbeitsstelle
für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten
in Baden-Württemberg, hg. von Thomas
Schmidt.) Deutsche Schillergesellschaft, Marbach
am Neckar, 2010, 16 S., Abb.

Das Heft stellt konzentriert die Belege zur Mummelsee
-Episode im Simplicissimus Teutsch zusammen.
Ausgehend von der Schilderung des Aufstiegs werden
dann aber Zweifel an Grimmelshausens Text
vorgetragen. Denn zu nahe ist seine Schilderung
den zeitgenössischen Texten eines Athanasius Kircher
, der wiederum einen Exkursionsbericht des
Jesuiten Elias Georg Loretus von 1666 zum Mummelsee
verwendete. Nicht beachtet hat man bislang
, dass ein weiterer jesuitischer Gelehrter, Caspar
Schott, einige Jahre vor dem Simplicissimus -
nämlich in der „Physica curiosa" von 1662 - ausführlich
über den Wundersee berichtete, den
Angehörige des Baden-Badener Jesuiten-Kollegs
mehrfach besucht und dabei die Wetter-Sage
immer wieder bestätigt hätten (Martin, 7). Das ist
nun wieder ein deutlicher Hinweis auf Grimmelshausens
Belesenheit in der zeitgenössischen Literatur
jeglicher Couleur. Und doch schreibt er seinen
Text nicht streng naturwissenschaftlich, sondern er
lässt den Wundersee einen Ort der lyrischen Phantasie
bleiben. Diesen Dichter und seinen Lacus mi-
rabilis in einem schönen Heft in der verdienstvollen
Reihe vorgestellt zu haben, dafür ist dem Professor
für Neuere Deutsche Literatur an der Universität
Freiburg Dieter Martin zu danken. Martin Ruch


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0535