Freiburger historische Bestände - digital

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Nachruf auf Dr. Dieter Kauß

Der Ortenaukreis trauert um Dr. Dieter Kauß. Der langjährige Kreisarchivar
und wissenschaftliche Leiter des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof
verstarb am Ostermontag 2011 im Alter von 69 Jahren. Nachdem er
sich, schwer mitgenommen von mehreren Schlaganfällen in den letzten Jahren
, körperlich und auch geistig wieder auf einem guten Weg befand, traf die
Nachricht von seinem Tod bei den Angehörigen und Freunden letztendlich
doch überraschend ein. Die Bewunderung und Verehrung für das Lebenswerk
von Dieter Kauß wird bleiben. In ungezählten Schriften, Vorträgen und Forschungsberichten
hat der Theologe und Historiker, unermüdlich wie es schien,
die Geschichtsschreibung der Region bereichert und viel zum Verständnis der
früheren Bevölkerung zwischen Schwarzwald und Vogesen beigetragen. In den
Archiven und Bibliotheken, die Kauß angelegt hat, wird man noch lange von
seiner umsichtigen und akribischen Arbeit profitieren. Den Kollegen und
Fachleuten wird es ein Rätsel bleiben, wie dieses brillante Gedächtnis historische
Daten und Zusammenhänge stets abrufbereit parat hatte. Die Menschen,
die mit ihm zu hatten, werden vor allem aber einen hochintelligenten und
humorvollen Gesprächspartner sowie einen immer höflichen und respektvollen
Menschen in Erinnerung behalten.

Geboren wurde Dieter Kauß als Sohn eines Oberlehrers 1941 im badischen
Rötenbach bei Neustadt. Nach Abitur und Studium in Freiburg schloss Kauß
seine Doktorarbeit über die mittelalterliche Pfarrorrganisation in der Ortenau
1970 mit Auszeichnung ab. Seine berufliche Laufbahn führte ihn von einer
wissenschaftlichen Assistentenstelle an der Universität Freiburg zur Leitung
von Archiv und Museum der Stadt Göppingen, bis er schließlich 1983 vom
Ortenaukreis zum Leiter des neugeschaffenen Kreisarchivs und gleichzeitig
auch zum wissenschaftlichen Leiter des Schwarzwälder Freilichtmuseums
Vogtsbauernhof in Gutach berufen wurde. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr
2002 leitete Kauß diese beiden Institutionen, gewissenhaft bis ins Mark und
immer kämpferisch in der Sache, mit Erfolg und Bravour. Die würdigenden
Pressestimmen zu seinem Ruhestand bezeichneten ihn als einen Pionier mit
zwei Jobs - und hatten sich dabei verrechnet. Denn neben seinen beruflichen
Aufgaben meisterte Kauß mehrere Ehrenämter, nicht zuletzt stand er in souveräner
Präsidentschaft von 1984 bis 2002 an der Spitze des Historischen Vereins
für Mittelbaden, der ihn bei seiner Verabschiedung zum Ehrenpräsidenten
ernannte. Dieter Kauß, der aus Zeitmangel, wie er mal scherzhaft erklärte,
unverheiratet blieb, stellte seine ganze Kraft und Begeisterung in den Dienst
der regionalen Geschichte. Sie steht nun trauernd neben seinen Angehörigen
am Grab und weiß, was sie verloren hat.

Thomas Hafen