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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 14
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0015
1 ^ Hans Harter

„Dass sehr viel liederliches Strolchengesind
wieder einschleiche ..."

Am Anfang der Ereignisse standen Klagen Lehengerichter Bauern
, dass sich „viel liederliches Strolchengesind, worunter sehr
verdächtige Kerls befindlich, wieder einschleiche". So berichtete
Andreas Schwab, dass einer auf seinen Hof gekommen sei
und von seiner Frau unter Drohen mit einem Stock etwas zum
Essen verlangt habe; er sei ihr zu Hilfe gekommen und habe ihn
„an den Haaren geschüttelt", wobei selbiger gedroht habe „er
werde es keinem mehr so machen wie ihm". Dies sei ein „Bruder
" des „Weißen Bettelbuben" gewesen, der „den fürstenbergi-
schen Hatschieren auf dem Weg nach Wolfach entsprungen"
war.6

Diese Nachricht ist eine von vielen, wonach seit 1771 „der
Bettel und das Gesindel" stark zunahmen, die Bevölkerung dadurch
sehr belastet war und große Unsicherheit herrschte.
Grund war eine schlechte Ernte 1770, die eine Hungerkrise
nach sich zog, in deren Gefolge Bettel und Kriminalität sprunghaft
anstiegen.7 Besonders im bischöflich-straßburgischen Amt
Oberkirch hielt sich „Zigeuner- und Raubgesindel" auf, das im
Herbst 1773 zwar verjagt wurde, aber großteils ins benachbarte
Württemberg flüchtete. Dessen an der Grenze gelegenen Oberämter
, darunter Hornberg, wurden angewiesen, verdächtige
Personen sofort zu verhaften, während die Territorien des Kinzigtals
und der Ortenau zu einer Konferenz nach Gengenbach
geladen wurden. Die Sicherheitslage war dramatisch: Wie berichtet
wird, werde die Bevölkerung, obwohl kein Krieg sei,
durch „Jauner" und agressiven Bettel so bedrängt, dass sie den
Frieden nicht genießen könne. Verweigere man die verlangten
Almosen, seien Diebstähle, Räubereien und Mordbrennereien
die Folge. Die benachbarten Obrigkeiten aber jagten sich das
Gesindel nur gegenseitig zu, was das Übel noch verschärfe.8 So
ging es bei der Konferenz Anfang Dezember 1773 nicht mehr
um Vertreibung, sondern um „die gänzliche Ausrottung des
Jauner- und Zigeuner-Gesindels". Eine führende Rolle übernahm
der württembergische Oberamtmann Matthäus Goelz9
von Hornberg, da sich viele der aus dem Renchtal Vertriebenen
jetzt in seinem Amt aufhielten. Für Ende Dezember wurde eine
„Generalstreife" zwischen Murg, Bleich, Rhein und Schwarzwald
beschlossen, bei der nach drei Dutzend bekannten „Jau-
nern" gefahndet werden sollte.10

Eine „Streif", eine Art Treibjagd zum Aufspüren von Kriminellen
, wurde auch für Schiltach angesetzt, wozu, da es noch
keine eigentliche Polizei gab, im Prinzip alle Männer, hier also


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