Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 25
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0026
Zwey berüchtigte Jauner zum Strang gerechtest verurtheilt

Joseph Wollenmayer - der Kleine Sepple

Der in Wörleschwang bei Augsburg aufgewachsene Joseph Wollenmayer56
wird wie folgt beschrieben: „Ein junger noch unbärtiger
Pursch, von weißen Haaren und Augenbrauen, blauen
Augen, ausgeworfenen Mauls, trägt die Haare rund abgeschnitten
. Ist an den Händen stark krätzig, hagerer Statur und kaum
etwas über 5. Schuh lang"57. Er gab an, 18 Jahre alt, unverheiratet
und katholischen Glaubens zu sein. „Profession" habe er
keine, wie er auch „niemahl in eine Schule gekommen" und
weder schreiben noch lesen könne. Seine vor Jahren verstorbenen
Eltern betrieben einen Hausierhandel. Er wuchs bei seinem
Großvater auf, zog mit ihm auf die Märkte und ging mit ihm
„dem Bettel" nach. Nach dessen Tod vor drei Jahren kam er
über Ulm ins Kinzigtal, wo er Vor Eulersbach bei einem Bauern
arbeitete, aber fortgeschickt wurde, als herauskam, dass er „das
Wasser nicht halten konnte". Er zog bettelnd ins Schrambergi-
sche, nach Triberg und St. Georgen; in Nordrach habe er den
Schwarzen Katzensepp, dessen Mutter und sein „Mensch"
Catharina kennengelernt, mit ihnen gebettelt, sich getrennt,
wieder getroffen, und da seien auch der Weiße Bettelbub und
der Strickerle dazugekommen. Im Oktober hätten sie auf Höfen
bei St. Georgen Kleider und Schuhe gestohlen, in Niederwasser
Schmalz und Brot, jeweils nachts, wobei er mit Schwefelhölzchen
geleuchtet habe. Im Hornberger Amt hätten sie jedoch
nichts angestellt, weil der Weiße Bettelbub meinte, dass man sie
dort ziehen lasse. „Nicht brennen und nicht morden" sei seine
weitere Maßregel gewesen, nur Stehlen habe er erlaubt. Er, den
sie Seppele oder Kleinen Sepple nannten, wisse zwar, dass auch
das verboten sei und dass man Diebe henke, soweit habe er aber
nicht gedacht. Sobald er „von hier loskomme", wolle er „sein
bisherig liederliches Leben aufgeben" und sich wieder bei Bauern
verdingen.

Bei der zweiten Vernehmung wurde er hart angegangen, der
Lüge bezichtigt und aufgefordert, seine Fehler zu verbessern. Er
gestand weitere Kleider- und Schuhdiebstähle im Prechtal und
in Elzach, zusammen mit dem Strickerle, dem Katzensepp und
dem Weißen Bettelbub. In St. Märgen habe er drei Nächte hintereinander
in die Fenster einsteigen und auch mitgehen müssen
, als die anderen in Vöhrenbach in zwei Kapellen eindrangen
, sonst hätten sie ihn geschlagen. Während sie die Opferstöcke
aufbrachen, sei er „Schildwacht" gestanden und habe von
der Beute sechs Kreuzer bekommen. Einmal habe er, weil er
nicht einsteigen wollte, vom Katzensepp Ohrfeigen bekommen
, ebenso, als er ein gestohlenes „Göltlin mit Rahm" ver-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0026