Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 32
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Hans Harter

Martin Wächter - der Weiße Bettelbub

Am 29. Januar wurde „zu Martin Wächter vulgo Weißen Bettelbuben
geschritten", der als „der Schlimmste" galt, aber wegen
seiner Blessuren geschont worden war; außerdem wollte man
seine Inquisition durch die seiner Kameraden vorbereiten. Nun
wurde er, von zwei Mann gestützt, in die vordere Ratsstube geführt
und wie folgt beschrieben: „Ist ein junger Pursch, lange
hagere Statur, glatt weißen Angesichts, weißen abgeschnittenen
Haaren und Bart, blauen Augen". Zuerst wurde nach seinen
persönlichen Verhältnissen gefragt: Gebürtig von Friedenweiler
bei Neustadt, 28 Jahre alt, katholisch, keine Profession, er sei
nie in eine Schule gegangen und könne weder lesen noch
schreiben; seit sieben Jahren sei er mit Maria Matschie (29) verheiratet
, welche im Winter auf den Höfen bei St. Märgen gesponnen
habe. Sie hätten zwei Buben und ein Mägdlein, die bei
ihrer Mutter seien. Letzte Fastnacht habe er seine Frau nach
einem Streit verlassen, bei dem ihre Mutter mit Steinen nach
ihm geworfen und Bauern herbeigerufen habe, die ihn so verprügelten
, dass ein Viehdoktor ihn behandeln musste. Der
Vater seiner Frau sei in Schramberg gehenkt worden, die
„Schwieger" gehe betteln und habe ihm bei Diebstählen geholfen
. Sein eigener Vater Jacob Wächter, aus Mühlen bei Kloster
Beuron, sei nirgends sesshaft gewesen und Tätigkeiten wie Dreschen
und Strohschneiden nachgegangen. Seit einem Jahr
blind, führe ihn seine zweite Frau bei Freiburg „am Stecken
herum". Seine leibliche Mutter, Katharina Kreuzin, gebürtig
von Dittishausen, starb schon vor zehn Jahren, wie auch seine
Schwester Appolonia, die „nicht recht gescheit gewesen".

Mit der ernstlichen Ermahnung, er solle mit der Wahrheit
nicht zurückhalten und „fertige Antworten" geben, zumal man
aufgrund der anderen Verhöre das Meiste von ihm bereits
wisse, begann die Inquisition: Mit den Umständen seiner Verhaftung
, nachdem er und seine Kameraden auf dem Liefersberg
bei einem Bauern über Nacht gewesen; ob er ein Gewehr dabei
gehabt habe - „Gott solle ein Zeichen an ihm tun, wenn sie ein
Gewehr bei sich gehabt hätten"; nach seinen Beinamen: „Man
habe ihn den Weißen, auch den Weißen Buben, den Weißen
Bettelbuben oder den Weißen Martin genannt". Gestohlen
habe er in seiner Jugend nicht, sein Vater hätte ihn sonst „armselig
geschlagen". Mit den Eltern sei er sommers in die Ernte
gegangen, er habe auch gebettelt und ihnen Brot zugetragen,
was, mit seinem „glatt weißen Angesicht und weißen Haaren",
ihm wohl seinen Spitznamen gab. Da er sich mit seiner Stiefmutter
nicht habe „stellen können", habe sein Vater ihn „von


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