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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 37
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0038
Zwey berüchtigte Jauner zum Strang gerechtest verurtheilt

gert zu haben, wehrte er sich jedoch vehement: „Es behüte
Gott, er kenne dieses Mägdlein nicht einmal!" - „Was sein
Weib dazu gesagt habe, dass er andere Menscher bei sich gehabt
? - Sie habe dergleichen Menscher brav verschlagen, wenn
sie solche erwischt, sei aber oft XA-Xh Jahr nicht bei ihm gewesen/'

Die Angaben des Weißen Bettelbub über seine „Kameraden
und Menscher" wurden zu einer eigenen Jaunerliste zusam-
mengefasst,72 die jedoch verloren ist. Sie enthielt mindestens 31
Namen, von denen sieben in die Sulzer Jaunerliste von 1784
gelangten, wo jeweils auf die „Schiltacher Liste" verwiesen
wird.73 Vielleicht enthielt sie, wie die von Sulz, auch ein Verzeichnis
der „wissentlichen Aufkäufer und Unterschlaufgeber
"74, also der Hehler und Beherberger, ohne die der Bettelbub
und seine Kameraden ihr Jaunerleben nicht hätten führen
können. Wie sie auf Nachtquartiere und Unterschlupfmöglichkeiten
angewiesen waren, benötigten sie auch Abnehmer und
Käufer für das Diebesgut, also ein sesshaftes Umfeld, das für sie
die Hehlergeschäfte übernahm.75

So wohnte unfern St. Märgen der Schneider Galle, dem sie
„gestohlene Sachen zu kaufen gegeben" und der deswegen ins
Zuchthaus kam. In Obereschach gab es den Lazbeck, der ihnen
„einen kupfernen Ölhafen, etliche Pfund Eisen, sechs Hemden,
Gersten- und Flachssamen" abnahm, mit dem es aber Streit um
den Wert eines Tuchs gab. Dass Hehler gleichermaßen gefährlich
agierten, zeigt dessen Verhaftung und schließliche Hinrichtung
1773 in Villingen. Der Zundel Jockelen war „ein Spielmann
am Spielweg im Münstertal", der dem Bettelbub den in
Bollschweil gestohlenen braunen Rock um drei Kreuzer abkaufte
, „ob er gleich 10 Kr. werth gewesen seyn möge". Zuoberst
in Welschensteinach stand das Häuschen eines Maurers,
„allwo man gestohlene Sachen kaufe". Eine andere Anlauf stelle
war das „Gallenhäuschen" im Schwaighauser Tal. „Darin dürfe
man kochen und tun was man wolle, nur kaufe der Mann keine
gestohlenen Sachen mehr, weil er deswegen sehr hoch gestraft
worden sei. Allda haben sie ihren Speck miteinander verzehrt
und auch den Leuten im Haus davon gegeben, dafür sie hinwiederum
Milch bekommen."

Zum Verhör nach Schiltach bestellt wurden Johannes Heinzmann
, Zoller und Wirt auf dem Moosenmättle und seine Frau
Susanna. Sie berichtete, dass vor etwa sechs Jahren der Bettelbub
in ihr Haus kam und „gezöhrt" habe, wobei sie ihn gleich
gefragt habe, ob er bezahlen könne. Als es soweit war, habe er
aus seinem Schnappsack ein Stück Tuch von zwölf Ellen hervorgezogen
und acht davon als Bezahlung gegeben, vom Rest
wollte er sich ein Hemd machen und seine Schuhe flicken las-


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