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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 57
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0058
Die Ortenau - ein „Paradies für Jauner und Diebe

berger", sagt dieser auf dessen Versuch, seine Identität zu verleugnen
.1

In den Gengenbacher Gärten endete die kriminelle Karriere
eines der berühmtesten und berüchtigtsten „Räubers" des
19. Jahrhundert, des Konstanzer Hanß. Sein Leben ist genauestens
dokumentiert in einer Biografie von 1789, der mutmaßliche
Verfasser ist der Ludwigsburger Anstaltspfarrer Johann Ulrich
Schöll.2 Nicht weniger als 136 nächtliche Diebstähle und
Einbrüche sowie über 300 Tagesdiebstähle und Entwendungen
gehen auf das Konto Herrenbergers. Der Sulzer Oberamtmann
Georg Jacob Schäffer, der die Untersuchung führte und den
Prozess gegen Herrenberger vorbereitete, führte mit 221 Landesherrschaften
Korrespondenz. Dabei kamen 30480 Blatt Inquisitionsakten
zusammen, 8702 Blatt Protokollaussagen muss-
ten abgeschrieben werden.3

Diebe, Räuber, Jauner in der Ortenau

Es ist kein Zufall, dass dieser prominente Zeitgenosse aus der
Ortenau kam, galt doch die Ortenau im 18. Jahrhundert als
Dorado aller Gauner, Bettler und „Zigeuner". Herrenberger
wurde im August 1759 auf einem Renchtäler Bauernhof geboren
und am 31. August 1759 in der Oppenauer Pfarrkirche
getauft.4 Seinen Übernamen erhielt er deswegen, weil sein
Vater, ein gelernter Schuhmacher, aus Konstanz stammte.
Dieser lernte auf seiner Wanderschaft an der Pforte des Ober-
kircher Kapuzinerklosters, wo die Armen mit einer Suppe gespeist
wurden, seine spätere Frau kennen. Deren Eltern stammten
aus Aschaffenburg, sie suchten ihr Heil im Pilgern und
landeten so auf der Straße. Sie überzeugten auch den Schwiegersohn
, mit ihnen eine Jakobswallfahrt nach Spanien zu
unternehmen. Nach ihrer Rückkehr suchten sie erneut das
Renchtal auf. Herrenberger zog als Störhandwerker auf den
abgelegenen Höfen umher und verrichtete im Sommer Tagelöhnerdienste
für das Kloster Allerheiligen. Seine Frau flocht
Körbe und bettelte.

Der junge Herrenberger und seine Schwester Franziska wurden
schon in früher Kindheit auf die Höfe zum Betteln geschickt
. So lernte der Konstanzer Hanß in den Seitentälern der
Rench und auf der Moos die Bauern und alle Verstecke kennen,
was ihm später als Gauner sehr zugute kam. Mit zwölf Jahren
beschäftigte ihn das Kloster Allerheiligen als Handlanger, wobei
er sich so geschickt anstellte, dass ihn ein Stuckateur als Lehrling
aufnehmen wollte.5 Sein Vater lehnte jedoch ab, kurz darauf
wurde die Familie als „herrenloses Gesindel" aus dem


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