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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 58
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Heinz G. Huber

Renchtal vertrieben. Weil Herrenberger über 20 Jahre sich in
Konstanz nicht mehr gemeldet hatte und eine „Ausländerin"
geheiratet hatte, nahm ihn seine Heimatstadt als Bürger nicht
mehr auf. Herrenberger stand auf der Straße und war als bettelnder
Vagabund auf der untersten sozialen Stufenleiter angekommen
.

Schon in der Biografie des Konstanzer Hanß wird plastisch
geschildert, welche Dimension das Bettler-, Vaganten- und Kriminalitätsproblem
im Renchtal angenommen hatte:

„In den theuren Jahrgängen (1760-1770, d.V.) hatten sich die
Bettler und das Gesindel bey Oppenau und in dem ganzen Bischöflich
-Strasburgischen Gebiet bis zu einer ungeheueren Anzahl
angehäuft. Aus den benachbarten Staaten vertrieben, hatten sie
sich von allen Seiten her dort hingezogen, und viele waren auch
durch den Ruf des Reichtums und der Gutthätigkeit des Landes
ferne herbeigelockt worden. Man hatte diese beschwerlichen Gäste
geduldet und etliche Jahre mit aller Milde und Freygebigkeit beherbergt
. (...) Alle Gesetze der Ehrbarkeit, Schamhaftigkeit und
guten Sitten wurden öffentlich von ihnen mit einer Frechheit
übertreten, die ihresgleichen nicht hatte. (...) Die Bauren auf den
Höfen, welche bisher ihren Überfluss großmüthig mit ihnen geteilt
hatten, sahen vor ihnen nicht von dem ihrigen mehr sicher. Obstschnitze
und Hafer wurden ihnen ohne Anfrage aus den Backöfen
genommen, und sie mussten der Übermacht nachgeben/

Der Schwäbische Kreis wandte sich an das Hochstift Straßburg
und klagte wider das „häufig eingenistete Zigeuner- und Raubgesindel
", das sich besonders beim Kloster Allerheiligen aufhalte
.6 Es handelte sich dabei nicht nur um die ethnisch verfemte
Gruppe der Sinti und Roma, sondern ein Spiegelbild der
„frühmodernen Gesellschaft von unten"7, das „Armutsmilieu
der Landstraße"8. Die heterogene Ortenauer Vagantenpopulation
wird 1762 wie folgt beschrieben:

£5 bestehet nämlich dieses Gesindel aus geborenen bestentheils
aber gebleichten Zigeunern oder Heyden, welche kaum erkannt-
lich aus sich zu diesen geschlagenen Deserteurs und aus anderen
Landesverwiesenen und dahin nicht mehr zurückkehrenden, teils

Taufeintrag des
Johann Baptist
Herrenberger vom
31. August 1759,
Pfarrei Oppenau.


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