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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 59
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0060
Die Ortenau - ein „Paradies für Jauner und Diebe

auf Raub und Diebstahl gefährlichen weis ausgehenden, teils
mit Betteln und Diebstählen sich behelfenden Landfahrern, welche
alle zusammen samt Weib und Kind gegen 500 wo nicht
mehr Köpf ausmachen, unter denen sich eine große Zahl streitbar
und verwegene Kerl, welche meistentheils mit kurzen, auch
zum Teil mit langen Schieß- und anderen Gewehr versehen seyn
sollen.9

Von ihren Verstecken und Zufluchtsorten im fürstbischöflichen
Oberamt Oberkirch unternähmen Diebe und Bettler weitschweifige
Expeditionen, wodurch „ein großer Teil des Teut-
schen Vaterlandes (!) in nicht geringe Unsicherheiten gesetzet"
werde.10 Vor allem das Kloster Allerheiligen - die Lebensgeschichte
des Konstanzer Hanß macht das deutlich - zog Arme
und Zufluchtssuchende an, weil es Menschen ohne Ansehen
der Person Hilfe leistete. Der bischöfliche Landesherr Kardinal
Francois Armand de Rohan-Soubise hatte 1731 durch bewaffnete
Trupps drei Höfe niederreißen und einen zwangsräumen
lassen, in denen Tagelöhner des Klosters und Arme lebten.11
Die Bewohner der Häuser, Männer, Frauen, Kinder und sogar
Kranke wurden bei strömendem Regen aus den Häusern getrieben
, dann wurden die Dächer eingerissen und die Fenster und
Türen zerschlagen. Wenn auch offiziell diese Maßnahme mit
der Durchsetzung der Territorialhoheit der Straßburger Fürstbischöfe
begründet worden war12, so es ist doch auch wahrscheinlich
, dass sie mit den Maßnahmen des Jahres 1730 in Zusammenhang
stand. In diesem Jahr war ein Erlass über das Zigeuner-
und Landstreicherunwesen erschienen, der zum Ziel hatte, die
Nichtsesshaften aus dem Amt zu vertreiben und nach Ablauf
von acht Tagen einen allgemeinen Streiff durch Waldungen und
Büsch zu organisieren.13 Hilfesuchende kamen weiterhin nach
Allerheiligen, wo sie teilweise in „geheimen Behältnissen in der
Erde" lebten.14 Hierin hat die Sage von den Zigeunerhöhlen bei
Allerheiligen ihren historischen Ursprung.15Auf dem Allerheiligen
gehörenden Bächlehof in Bottenau starben „arme Menschen
", ein „fremds bettel Meitlin" ein „armer Bettelbub", die
hier Aufnahme gefunden hatten.16 Auch die Kapuzinerklöster
in Oppenau und Oberkirch waren Anlaufstationen der Wohnsitzlosen
, teilten doch die Bettelorden die Lebensweise ihrer
Klientel. So lernten sich an der Pforte des Oberkircher Kapuzinerklosters
beim Suppenempfang die Eltern des Konstanzer
Hanß kennen.

Auf ihren Touren durch die Ortenau nutzten die Vagieren-
den günstige landschaftliche Gegebenheiten, die territoriale
Zersplitterung und die jaunerische17 Infrastruktur. So gab es


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