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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 60
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Heinz G. Huber

einen Ortenauer „Vaganten- und Diebsstrich". Er führte von
Allerheiligen nach Peterstal zum Schlüssel, dort über die Moos
zum Diebsbrunnen, dann nach Berghaupten ins Geroldseckische
und Tiersteinische, von da ins Fürstenbergische, ins Steinacher
Tal dem Strittberg zu, weiter über die Kyrhalde und den Schloss-
hoff den Rhein zu nach Rust, Grafenhausen, Kappel, Wittenweier
, Nonnenweier, Allmannsweier, Ober- und Unterkappel.
Dort setzten die Vagierenden über den Rhein, von der anderen
Rheinseite kamen sie bei Goldscheuer oder bei Auenheim,
Hönau herüber. Sie hatten Verstecke und Hütten im Ulmhardt,
im Maiwald, im Renchener Herrenwald oder im Gottswald oder
fanden Zuflucht auf den Straßburger Höfen zu Rohrburg, Müllen
, Altenheim, Schutterwald oder auch in Hofweier und Niederschopfheim
.18 Die Route erstreckte sich größtenteils entlang
der bewaldeten Gebiete der Schwarzwaldhöhen und der
fast unzugänglichen Auewälder des unregulierten Rheins und
nutzte die vielen territorialen Grenzen, über die man sich bei
einer Verfolgung leicht in Sicherheit bringen konnte. Auch die
vielen reichsritterschaftlichen Gebiete in der südlichen Ortenau
boten einen gewissen Schutz, da diese Herrschaften zunächst
an den Verfolgungsmaßnahmen der Reichskreise nicht beteiligt
waren.

Bei einer Gengenbacher Konferenz 1773 wurden die bisherigen
„Schlupfwinkel" der Vagabundierenden in einer eigenen
Aufstellung aufgeführt. Generell werden das Terrain des Klosters
Allerheiligen und der fürstbischöflichen Herrschaft des
Rench-, Acher- und Sasbachtals als Rückzugsgebiete genannt.
In der südlichen Ortenau um Ettenheim werden das „Gallen-
häusle", der „Geißberg" und das Dorf Schweighausen erwähnt.
Bei Niederschopfheim wurden fünf Hütten entdeckt. In ganz
besonderer Weise war das weitläufige Waldgebiet des Moosmassivs
zwischen Rench- und Kinzigtal ein Durchgangs- und
Zufluchtsweg von Gaunern, Dieben, Bettlern und Vagabunden
. In der „Glashütte", auf der „Mitteleck", im „Schäfersfeld",
im „Schottenhof" und im „Moßbach" besaßen sie Zufluchtsorte
.19

Noch heute geläufige Namen wie „Diebsbrunnen", „Diebsweg
", „Diebsebene" und „Diebsbergweg" erinnern an diese
Zeit. Die Moos war nicht nur ein riesiges Waldgebiet, sondern
auch ein Schnittpunkt vieler Grenzen: der badischen Herrschaft
Staufenberg, der fürstbischöflichen Herrschaft Oberkirch, des
Fürstentums Fürstenberg, des Reichstals Harmersbach, der
Reichsabtei und der Reichsstadt Gengenbach. Ein Dieb oder ein
Einbrecher konnte sich leicht der Strafverfolgung entziehen,
indem er einfach über die Grenzen wechselte.


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