http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0062
Die Ortenau - ein „Paradies für Jauner und Diebe
Namen wie Diebsweg,
Diebsebene und Diebsbrunnen
erinnern
daran, dass die Moos
Gaunern und Dieben
als Übergangsweg und
Versteck diente.
Heinrich Hansjakob hat vom Hörensagen noch die Geschichten
um die letzten Moosräuber kennen gelernt und sie in
seiner Erzählung „Der Vogt auf Mühlstein" literarisch verwertet
.20 Demnach sammelte sich im Moosgebiet seit den französischen
Revolutionskriegen eine große Anzahl von ehemaligen
Kriegsknechten, Deserteuren und Marodeuren. Bis hinauf zum
Kniebis und zur Hornisgrinde reichte das Streifgebiet der Banden
, die den Bauern Schafe, Mastvieh, Geld, Butter, Speck und
Schnaps wegnahmen. Auf der Kornebene sollen die Diebe ihr
Standquartier gehabt haben. Hier schlachteten sie ihr tierisches
Beutegut. Auf einer Tanne auf der Passhöhe zwischen Harmersbach
- und Wolfachtal sollen sie sich mit ihren Übernamen
verewigt haben. Sie trugen Namen wie „Storchehopser", „Kries-
baum", „hoher Vit", „Lautenbacher" und „Henne-Sepple". Ihre
Frauen zogen tagsüber bettelnd über die Höfe, um die Gelegenheiten
zum Einbruch auszubaldowern. Die Bauern mussten
notgedrungen das Treiben der Diebe tolerieren und versuchten
sich mit den Dieben gut zu stellen. Möglicherweise erhielten
die Banden auf der Moos auch Zuzug von dem „von Elend und
Dürftigkeit getriebenen Menschenhaufen" der einheimischen
Bewohner, die nach der Säkularisation des Klosters ihre Existenz
in den Fabriken und auf den Höhenhöfen der Moos verloren
hatten.21 Nach den Befreiungskriegen hörte das Treiben
bald auf: Die „Räuber" wurden erschossen, versprengt oder
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