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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 69
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Die Ortenau - ein „Paradies für Jauner und Diebe

Gros-Ludwig") zusammen. Nach dessen Tod hängte sie sich an
einen Spielmann namens Hannes, schließlich wurde sie Beischläferin
des Hannikel und zugleich mit 76 nachgewiesenen
Diebstählen auch „eine der größten Jaunerinnen und Diebinnen
" ihrer Zeit.41

Dass Frauen aber auch ohne Zutun ihres Partners den Schritt
in die Kriminalität tun konnten, zeigt das Beispiel der „Schleifer
-Bärbel", der zeitweiligen Gefährtin des „Konstanzer Hanß".
Sie entsprach nicht dem Klischee einer „Räuberbraut"42, sondern
war eine selbstbewusste Persönlichkeit. Sie war 1744 in
Dudenhofen bei Speyer unter dem bürgerlichen Namen Barbara
Reinhardt geboren worden.43 Ihr Vater war Bergmann, ihre
Mutter die Tochter eines Hirten. Im ersten Lebensjahr starb ihr
Vater. Ihre Mutter zog mit den beiden Kindern bettelnd durch
Lothringen. Nach der Erkrankung ihrer Mutter musste sie als
Küchenmädchen im Haushalt und durch Handarbeiten den
Lebensunterhalt für drei Personen sichern. Nach mehreren
Marktdiebstählen wurde sie in Offenburg verhaftet und zu zwei
Jahren Festungshaft verurteilt. Beim Tanz in der Nähe von Offenburg
lernte sie den Scherenschleifer Toni Krämer, den
„Schleifer Toni" kennen, heiratete ihn und hatte mit ihm drei
Kinder. In der Ehe fühlte sie sich jedoch nicht glücklich, da ihr
Ehemann dem Alkohol zuneigte, sie schlug und mit seiner
„ehrlichen Arbeit" kaum den Lebensunterhalt verdienen
konnte. Die „Schleifer-Bärbel" wurde zu einer geschickten
Markt- und Trickdiebin. Der Autor des „Konstanzer Hanß" beschreibt
ihre kriminelle Geschicklichkeit:

Mit der Miene des ehrlichsten Weibes schlich sie sich in die Häuser
, spähte mit verstohlenen Blicken alle Winkel derselben aus
und wusste verborgene Schätze durch treuherzige Unterredungen
mit den Leuten oft unter der Maske einer Krämerin ebenso geschickt
zu entdecken, um sie zur bequemen Zeit zu holen, als
offen daliegende Sachen unversehens wegzunehmen. Mitten in
den Dörfern, fast unter den Augen der Leute, haschte sie unbemerkt
mit einer unglaublichen Behendigkeit Hühner hinweg, und
fast kein Tag verging, wo sie nicht deren ein halbes Dutzend fing.
An Märkten war ihr kein Krämer scharfsichtig und schlau genug.
Ihr Rock war zu einem Magazin eingerichtet, der die gestohlene
Ware plötzlich aufnahm und so künstlich verbarg, dass sie immer
von dieser Seite gegen Verdacht und die ersten Nachforschungen
gesichert war.44

Ihre kriminelle Energie setzte sie auch dazu ein, den 15 Jahre
jüngeren Konstanzer Hanß zu umgarnen. Ihren Mann brachte


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