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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 70
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70 Heinz G. Huber

sie dazu, Hanß aufzunehmen, um ihn das Scherenschleifen zu
lehren. Sie ließ ihm gestohlene Kleidung und Nahrungsmittel
zukommen und brachte seine Beute, die er auf seinen Einbrüchen
gemacht hatte, in ihren Röcken in Sicherheit und buhlte
um seine Gunst. Zeitweise streifte sie wochenlang mit dem
Konstanzer Hanß alleine durch das Land, um dann wieder zu
ihrem Mann zurückzukehren. Im August 1783 wurde die Schleifer
Bärbel gefangen, nach Sulz gebracht und vom Oberamtmann
Schäffer verhört. Sie konnte jedoch wegen der Nachlässigkeit
eines Wächters aus dem Gefängnis fliehen und legte aus
Dank in einer Kapelle vor dem Altar ihre Ketten nieder. Gemeindemitglieder
schickten diese dem Amtmann Schäffer nach
Sulz, der nunmehr mit doppeltem Eifer nach der Delinquentin
suchte. Schließlich landete sie doch im Zuchthaus in Pforzheim
, wo sie sich am 23. Februar 1793 an der Türangel erhängte
.45 Vorher hatte sie miterleben müssen, wie ihr 17-jähriger
Sohn als Gauner gehenkt wurde.

Wie schwer es Frauen hatten, die in ein kriminelles Milieu
gewissermaßen „hineingeboren" wurden, sich ihrem Umfeld zu
entziehen, zeigt das Schicksal der Franziska Herrenberger, der
Schwester des Konstanzer Hanß, über die in der Literatur bislang
nichts zu finden ist.46 Sie wurde 1784 in Pforzheim verhört
, weil sie mit Diebesgut bei einer Streife ertappt worden
war. Franziska zog mit ihren Eltern bettelnd durchs Land. Bei
Rohrdorf eine Stunde von Nagold entfernt sei sie mit dem gelernten
Schneider Peterle heimlich zusammengetroffen und
geflohen. Einige Tage zuvor hatte sie der Vater geschlagen, weil
sie nicht stricken wollte. Sie hatte davon ihrem Freund erzählt.
Dieser gab vor, dass er in Bodersweier im Hanauerland bei
einem Bauern ein Ross und einen Karch stehen habe und mit
Geschirr handle. Das Paar hielt sich zunächst sechs Wochen
lang in den Tälern bei Gengenbach auf. Als Franziska darauf
vorgab, schwanger zu sein, und Peterle dazu aufforderte, seinen
Handel aufzunehmen, gestand ihr dieser, dass er gelogen habe.
Da ihr der Peterle keine gesicherte Existenz bieten konnte, war
dies das Ende der Beziehung.

Zutiefst enttäuscht suchte sie nach ihren Eltern bei Gengenbach
. Ihren Bruder Hanß habe sie „bei der Fabrik zwischen
Gengenbach und Oppenau" (oberhalb von Nordrach) getroffen
. Über Neujahr sei sie auf der Mitteleck (ehemalige Siedlung
auf der Moos) gewesen. Auf dem „Schafhof' habe sie erfahren,
dass der Peterle „aufgehoben" (verhaftet) sei.

Nach dem Maimarkt in Tübingen 1782 habe man bei ihr
drei Paar Schuhe, wollene Strümpfe und eine neue Geldtasche
gefunden. Sie gab an, nur ein Paar Schuhe nach Besingen ge-


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