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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 80
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0081
gQ Heinz G. Huber

Lichtenberg festgenommen habe. Außerdem warf Axter dem
Appenweierer Gerichtsvogt vor, im November 1773 daran
schuld zu sein, dass eine Verhaftung von 60 Zigeunern gescheitert
sei. Bruder wies empört die Vorwürfe zurück. Er konnte
darauf verweisen, dass hanauische Untertanen mit den auf
Wagen transportierten Zigeunern gesprochen und sie beruhigt
hätten, ihnen geschehe nichts, denn der Korker Amtmann
kenne sie gut. Als die Landvogtei mit Hanau-Lichtenberg am
20./21. November 1773 eine gemeinsame Streife abhalten wollten
, habe Hanau-Lichtenberg in voller Absicht zu früh damit
begonnen. Stunden vor Streifbeginn gaben die Hanauer 30
Schuss ab, dieses sollte soviel sagen, als: Unsere lieben Zigeuner,
macht euch fort, gehet durch, man wird auf euch streifen - so der
empörte Appenweierer Gerichtsvogt Bruder.66

Kurz nach der Verhaftung der Zigeuner hatte ein Appenweierer
Bürger im Wald einen Zigeuner getroffen. Dieser äußerte
ihm gegenüber, dass die Appenweierer für ihr Verhalten büßen
müssten. Andere Streifer hätten den Zigeunern immer eine
Fluchtmöglichkeit gelassen. Die Appenweierer Bürger betraten
aus Angst um ihr Leben den Korker Genossenschaftswald nicht
mehr und rechneten damit, dass ihr Dorf angezündet wurde.
Weitere Rachedrohungen wurden ausgestoßen; die Angst ging
um, dass die Zigeuner im Ortenberger Gefängnis die Freiheit
erlangen könnten und den Appenweierern die erlittene Unbill
heimzahlen könnten. Der Ortenauer Landvogt von Ried intervenierte
im Juni 1774 beim Schwäbischen Kreis, und warf Hessen
-Darmstadt als Inhaber von Hanau-Lichtenberg vor, die
Mitarbeit verweigert zu haben. Auch der Oberrheinische Kreis
zeigte sich wenig kooperativ. Die Kosten für die Untersuchung
gegen die zu Orttenberg ingelegene dem Amt Willstatt ausgelieffert
wordene Zigeinerband musste das Landgericht Appenweier übernehmen
.67 Die Rechnungsbücher des Gerichts Appenweier
1775-1776 dokumentieren eine Verschärfung der Repressionen
gegen die Zigeuner in der Landvogtei Ortenau, die auch aus den
Ereignissen von 1774 zu erklären ist.

Sinti und Roma als Opfer der Jaunerstreifen

„Zigeuner" tauchten zum ersten Mal 1418 in unserer Region
auf. Für das Jahr 1418 vermeldet der Straßburger Chronist Jacob
Trausch:

Disses jähr kamen die ersten Zeyginger (sie!) gohn Strassburg und
in alle land, der waren auf 14 000 hin und her zerstreut Sie sagten
, es mussten alle 7 jähr ein rott ausziehen und buss thun,


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