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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 154
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Dagmar Rumpf und Willi Daferner

H[eilige] beicht un[d] communion

Habe er zwar seinem beichtvater einmahl gebeichtet, hob ime
aber nit mehr geholffen werden, ohnangesehen ser der pater im
Fremersperg, welch[er] der eltest noch v[or]handen ist, agnus dei28
weywasser zu trinckh[en] geben, sonder alzeit in etlich tag[en]
hernach sein böser geist wid[er] zu ime khommen. Die h[eilige]
hostien habe er etlich mahl in teüffels nammen empfangen und
wid[er] heraus gethan, und hechlich verunert [etc.].

Freitag, den 27. octob[ris] [1 ]628

seind obbeschriben vier maleficanten29 in beysein der herr[en]
examinatores30 besibnet31 und alles obiges förgelesen worden und
seindt diß die sibner: Hanfs Ybach des Rahts, Matern Plöd, [acob
Steffa, Marx Bilger, [acob Plöd ... d[er] Schulmeister, Jerg Reg-
noldt und seindt alles bestendig verplib[en]. Und daruff der
rechtstag52, den 31. dito angestelt.

Die Protokolle - Zeugnis des Alltags

Die Protokolle sind auch eine wichtige Quelle für die Alltagsgeschichte
. Die von den Gefolterten geschilderten Ereignisse, etwa
Hexensabbat, Besenritt und Morde, haben selbstverständlich nie
stattgefunden. Doch neben vielen unter der Folter erzwungenen
falschen Aussagen enthalten die Protokolle manche authentische
Beschreibung des damaligen Alltags. So erfahren wir beispielsweise
, dass die Kaufmannsfrau Barbara Ferg das Geschäft
ihres Mannes nach dessen Tod selbstständig weiterführte. Anschaulich
schildert sie, wie sie per Pferd und Schiff nach Straßburg
reiste, um dort Kraut für ihren Laden einzukaufen, und
vermittelt uns damit ein Bild über die damaligen Reisewege.

Straßburg war nicht nur das Handels-, sondern auch kulturelles
Zentrum der Region. Im Verhör des Hans Heunz wird berichtet
, dass er in Straßburg zur Schule gegangen war. In Baden
gab es seinerzeit keine höhere Schule, sodass Eltern, die auf eine
gute Bildung ihrer Kinder bedacht waren, diese an ausländische
Schulen schickten. Bezeichnend ist allerdings, dass Hans Heunz
seine Schulzeit im Prozess angelastet wurde: anstatt Lesen und
Schreiben habe er nämlich in Straßburg die Hexerei erlernt.
Wohlgemerkt: Straßburg war evangelisch und deshalb eine Ausbildung
dort offenbar verdächtig.

Wenn die Einwohner des Steinbacher Amts in Seelennöten
waren, fanden sie bei den Mönchen des Klosters Fremersberg
Trost und verständigen Zuspruch. Zwei der Angeklagten geben
an, ihren Teufelspakt einem der Brüder gebeichtet und vorüber-


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