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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 156
(PDF, 83 MB)
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Dagmar Rumpf und Willi Daferner

durch Kriegsverluste nicht erhalten haben. Ein Index zu den
Protokollen listet über eintausend Namen auf, oft sind die Familienbeziehungen
genannt, nicht selten auch der Beruf. Interessant
ist, dass viele der Familiennamen auch heute noch in
den entsprechenden Gemeinden weit verbreitet sind: Blödt,
Kistner und Himmel in Neuweier, Oser, Seiler, Fritz und Hettler
in Steinbach, Mast, Knopf und Ziegler in Varnhalt, Rauch, Zoller
, Regenold und Drapp in Sinzheim, Falk in Lichtental usw.

Zahlreiche der genannten Schauplätze sind noch heute
unter denselben Namen bekannte Gewanne und Fluren. Immer
wieder wird beispielsweise der Schartenberg als Ort der Hexentänze
und Teufelshochzeiten genannt. Auch für die Gewann-
und Flurnamenforschung bieten die Protokolle reichlich Information
.

Vor- und Fehlurteile

Viele weit verbreitete Missverständnisse über die Hexenverfolgung
lassen sich z.T. am Beispiel Steinbachs widerlegen. Die
Verfolgungen wurden nicht von der katholischen Inquisition
durchgeführt, sondern es waren staatliche Stellen, die die Prozesse
betrieben. Sie fanden nicht im finsteren Mittelalter, sondern
in der aufgeklärten Neuzeit statt.

Es waren nicht nur Frauen betroffen, sondern ein Drittel der
Opfer war männlich. Die Opfer kamen aus allen gesellschaftlichen
Schichten; sieben der 32 in Steinbach Angeklagten gehörten
als Kaufleute oder Mitglieder der Gemeindeverwaltung der
Oberschicht an, andererseits war mit Jakob Heinig auch ein
Musikant betroffen. Die weit verbreitete Meinung, dass in erster
Linie Außenseiter zu Opfern wurden, stimmt nicht, auch lässt
sich keine besonders starke Verfolgung heilkundiger Frauen
oder von Hebammen nachweisen, um - wie gelegentlich argumentiert
wird - deren heilkräftiges Wissen zu vernichten.

Ebenso ist das Vorurteil falsch, es habe nur in katholischen
Regionen Hexenprozesse gegeben. Auch in evangelischen Ländern
tobte der Hexenwahn. Genannt sei beispielsweise das lutherische
Herzogtum Sachsen-Coburg, wo unter der Regierung
Herzog Johann Casimirs (1572-1633) mindestens 178 Personen
als Hexen verfolgt wurden. Selbst der Reformator Martin Luther
rief dazu auf, die Hexen zu bekämpfen. Gleichwohl ist festzustellen
, dass die Hexenverfolgung in der evangelischen Markgrafschaft
Baden-Durlach ganz gering war.


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