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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 163
(PDF, 83 MB)
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„Mich verfolgt das ein Leben lang"

Die Ermordung dreier Zivilisten in Appenweier durch französische Soldaten
im Mai 1945

Martin Ruch

Mord verjährt nicht. Deshalb ist die Justiz auch heute noch
den letzten NS-Verbrechern auf der Spur. Der Ukrainer John
Demjanjuk wurde 89-jährig vor das Münchner Landgericht
gestellt, das ihn 2011 zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilte.
„Der Angeklagte war Teil der Vernichtungsmaschinerie", heißt
es im Urteil. Was in den Lagern geschah, das sei allen Helfern
zu jedem Zeitpunkt klar gewesen. Jeder, der an der planmäßigen
Ermordung mitwirkte, habe sich schuldig gemacht - auch
wenn ihm, wie Demjanjuk, keine konkrete Tat nachgewiesen
werden könne. Die Richter begnügten sich mit dem Wissen,
dass in Sobibor, einem reinen Vernichtungslager, jeder Aufseher
am Morden beteiligt war. So wird der Prozess womöglich
doch nicht das „letzte große NS-Verfahren" bleiben, als das ihn
Beobachter vorschnell tituliert hatten. Strafverfolger werden
sich wohl noch einmal verstärkt auf die Suche nach weiteren
Tätern machen - nach ausländischen und nach deutschen. Ein
91-Jähriger wurde ebenfalls in München wegen Mordes verurteilt
, in Aachen ein 89-Jähriger. Im Dezember 2011 durchsuchten
Dortmunder Ermittler die Wohnungen von sechs ehemaligen
Wehrmachtssoldaten im Alter von 85 und 86 Jahren, die
sich an dem Massaker im französischen Oradour-sur-Glane bei
Limoges beteiligt haben sollen. Dort hatten am 10. Juni 1944
etwa 200 Mitglieder einer SS-Division mindestens 642 Zivilisten
grausam ermordet. Die SS-Männer pferchten die Männer
des Dorfes in einer Scheune ein und erschossen sie mit Maschinengewehren
. Frauen und Kinder wurden in der Dorfkirche
eingesperrt, die dann angezündet wurde. Man ist den letzten
Mördern immer noch auf der Spur.

Vor diesem Hintergrund stellt sich besonders drängend die
Frage nach dem Umgang mit den Morden von Appenweier, die
sich im Mai 1945 zugetragen haben. Die drei Opfer waren
deutsche Zivilisten: der Krankenpfleger Robert Goldmann, der
Lehrer Fritz Walter und der Apotheker Walther Zimmermann.
Die Täter waren französische Besatzungssoldaten. Ihre Namen
sind bekannt, denn sie standen im Juli 1956 vor einem französischen
Gericht - das sie allerdings frei gesprochen hat, nach-


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