Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 176
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0177
1 yfo Ralf Bernd Herden

ten) ausgerechnet den ehemaligen Lahrer NSDAP-Kreisleiter
Karl Frank als Zeugen dafür, dass die Nazis eigentlich gar nichts
gegen die Freimaurer gehabt hätten. War Karl Frank wieder
einmal ein als Brandstifter missverstandener Retter?

Der Anklagevorwurf

Die 40 Seiten umfassende Anklageschrift der Staatsanwaltschaft
warf Karl Hauger vor, den 17-jährigen Anton Reinhardt
durch Genickschuss getötet zu haben. Franz Wipfler wurde
vorgeworfen, dass er als Führer der Volkssturmeinheit in Bad
Rippoldsau das Todesurteil des Standgerichts unterschrieben
habe.12 Nachdem beim Volkssturm eine Meldung eingegangen
war, zwei verdächtige Personen - ein Soldat und ein Zivilist -
seien in der Gegend von Bad Rippoldsau unterwegs (sie hatten,
wie Zeugen bestätigten, vorher anständig auf einem Hof um
Essen gebeten), wurde bei der anschließenden Fahndung durch
den Volkssturm zuerst der Zivilist aufgegriffen: Anton Reinhardt
, damals 17 Jahre alt. Führer der Volkssturmeinheit, eines
Panzervernichtungszuges in Ausbildung, war der schwer kriegsversehrte
Hauptmann Franz Wipfler.13 Der Volkssturmeinheit
gehörte auch, allerdings als einfacher Volkssturmmann, Karl
Hauger an, SS-Hauptsturmführer und SD-Führer für den Kreis
Wolf ach, der auch die entsprechende Uniform trug.14 Hauger
soll nach der Festnahme gesagt haben: „Das fällt in mein Ressort
", und hat danach Anton Reinhardt im Quartier der Volkssturmeinheit
, dem damals sogenannten „Klösterle"15 auch
selbstständig vernommen. Dabei ließ er Anton Reinhardt niederknien
und die Hände hochnehmen.16 Dies bestätigte auch
ein Zeuge (der damalige Standortkommandant von Bad Rippoldsau
, ein SS-Oberscharführer), der ergänzte: „Gelegentlich
habe ihm Hauger einige Rippenstöße gegeben."17 Reinhardt
wurden wohl Desertion und Wehrkraftzersetzung sowie Plünderung
zum Vorwurf gemacht.

Am Abend des gleichen Tages, es war der Karfreitag 1945,
soll Hauger Wipfler um Leute für ein Stand- oder Sondergericht
gebeten haben. Wipfler will erklärt haben, dass dafür nur Freiwillige
infrage kämen. Hauger soll darauf entgegnet haben, er
habe schon mit seiner Dienststelle (gemeint war wohl der SD)
und dem Amtsrichter (gemeint war wohl jener in Wolf ach)
gesprochen. Das vermeintliche Standgericht hat also wohl am
Karfreitagabend getagt, an dem die Volkssturmmänner auch
einen Kameradschaftsabend - unter Einsatz von reichlich
Schnaps - durchführten. Zeugen sagten später jedoch aus, sie
wüssten nichts von einem Standgericht.18


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0177