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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 179
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Der Karsamstagsmord von 1945 in Bad Rippoldsau 1 7Q

entsprechend eingesetzt zu werden. Er stand im Volkssturm
„im Glied" - auch wenn er die Uniform des Hauptsturmführers
im SD weiter trug.34

Am 19. oder 20. April 1945 hat Hauger sich dann von Wolfach
abgesetzt und hielt sich einige Tage auf einem Hof im
Wolftal auf. Als er davon erfuhr, dass er von den Franzosen
gesucht werde, zog er es vor, sich nach Überlingen zu seiner
Familie zurückzuziehen, und versteckte sich dort in der Bodenseegegend
bis 1947. In dieser Zeit arbeitete Hauger als Knecht.35
Unbelegbare Überlieferungen behaupten, Hauger habe von
Schapbach aus den „Werwolf" im ehemaligen Kreis Wolfach
organisieren wollen und sei erst verschwunden, nachdem die
Franzosen damit gedroht hatten, den Hof niederzubrennen, in
dessen Wald er angeblich versteckt gewesen sei.

Als der ehemalige Forstmeister 1947 erfuhr, dass er von
einem französischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt
worden war, organisierte er sich einen falschen Personalausweis
und tauchte im Rheinland unter. Dass gegen ihn
wegen der Tat gegen Anton Reinhardt in Bad Rippoldsau seit
1946 ein Haftbefehl vorlag, will er erst nach seiner freiwilligen
Meldung 1957 erfahren haben.36 In der Zeit seines Untertauchens
diente sich Hauger vom Hilfsarbeiter bis zum Bauleiter
einer Firma hoch, die u.a. Tarnanlagen für NATO-Flugplätze
baute. Ob er dabei an den Refrain des Arbeiterliedes „Wann wir
schreiten Seit' an Seit' - Mit uns zieht die neue Zeit" gedacht
hat? Jedenfalls verdiente Hauger dabei so gut, dass er nicht nur
seine Familie unterstützen, sondern sich sogar noch ein Auto
kaufen konnte. Für die meisten Deutschen ein noch lange unerfüllbarer
Traum.

Hauger gab an, stets die Absicht gehabt zu haben, sich den
deutschen Behörden zu stellen. Nur die Angst, an die Franzosen
ausgeliefert zu werden, habe ihn daran gehindert. Hauger:
„Ich wusste ja, dass die Franzosen nur nach Verdacht urteilen."
- „Finden Sie da nicht eine ganz peinliche Parallele zu Ihnen,
Herr Hauger?" antwortete ihm darauf Landgerichtsdirektor Dr.
Schiruska, der Vorsitzende des Schwurgerichts in Offenburg.

Interessant übrigens: Haugers SS-Totenkopf ring geistert seit
einiger Zeit durch die Internetforen von Militaria-Sammlern.
Ein Sammler will den echten Ring erworben haben. Gut möglich
, denn Hauger hat vielleicht an mehreren Stellen nicht nur
im Wolftal Gegenstände vergraben oder vergraben lassen, um
sie dem Zugriff der herannahenden Alliierten zu entziehen.
Denkbar, dass Bodenräuber eines dieser Depots gesucht und
gefunden haben, in dem sich dann wohl auch der Ring Haugers
gefunden haben könnte. Vielleicht handelt es sich aber


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