Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 182
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0183
182 Ralf Bernd Herden

Buck, unterstand.47 Anton Reinhard wurden durch Karl Hauger
Wehrdienstverweigerung, Wehrkraftzersetzung und Fahnenflucht
vorgeworfen. Und Anton Reinhardt hatte auch versucht,
aus Deutschland zu fliehen. Nicht weil er sich dem Kriegsdienst
entziehen wollte - er galt als „Zigeuner" sowieso als
„wehrunwürdig" -, sondern weil er sich nicht „unfruchtbar
machen" lassen wollte. Sein Verbrechen war, ein gesunder
Mensch bleiben zu wollen. Für einen 17-Jährigen eigentlich
ein ganz normaler Wunsch. Er versuchte, sich in die Schweiz
abzusetzen.

Statt die Freiheit zu gewinnen, begegnete Anton Reinhard
gnadenlosen Bütteln des Systems, die ihn seines Lebens beraubten
. Er wurde am Morgen des Karsamstag aus dem Bad
Rippoldsauer Ortsarrest (damals im Keller des ehemaligen Rathauses
im Ortsteil Klösterle) herausgeholt, man drückte ihm
Spaten und Pickel in die Hand. Mit aufgepflanztem Seitengewehr
und schussbereiter Pistole führten ihn ein Wehrmachtsausbilder
und ein Volkssturmmann in den Wald. Von der Erschießung
sagten sie ihm nichts, sodass das Opfer zuerst
glaubte, zu Schanzarbeiten geführt zu werden. Später wurde
Anton Reinhardt klar, dass dies sein letzter Weg war. In seiner
Verzweiflung rief Anton Reinhardt nach seiner Mutter.48 Anton
Reinhardt musste sein eigenes Grab ausheben, ob er dabei auch
noch misshandelt wurde, konnte nie eindeutig geklärt werden.
Anton Reinhardt durfte noch einen Abschiedsbrief schreiben.
Als er beten wollte, habe Hauger, so ein Zeuge, ihn angeschnauzt
: „Hier betet man nicht!", und ihn kurz darauf erschossen
. Das Opfer wurde nur oberflächlich im Wald verscharrt
, später auf den Bad Rippoldsauer Friedhof umgebettet.
Als man den Leichnam danach wieder exhumierte, fand man
auf dem Boden des Sarges die tödliche Kugel.49

Der Direktor des Gerichtsmedizinischen Instituts Freiburg,
Prof. Dr. Günther Weyrich, sagte als Sachverständiger im Pro-
zess aus, dass der Schuss in den Schädel sofort tödlich gewesen
sei.50 Ob ein nachgewiesener Beckenbruch vor dem Tode
(durch Misshandlung) oder danach eingetreten sei, lasse sich
nicht mehr feststellen. Die Darstellung, Anton Reinhardts Finger
seien bei der ersten Exhumierung blutig und bis auf die
Knochen durchgescheuert gewesen (was auf lebendiges Begraben
hingewiesen hätte) hielt der Gutachter für unmöglich: Der
Schuss sei unbedingt sofort tödlich gewesen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0183