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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 185
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0186
Der Karsamstagsmord von 1945 in Bad Rippoldsau 1 QC

Dem Angeklagten Wipfler hatte Hauger vorgeschlagen, den
toten Kreisleiter Schweikhardt von Wolfach als Befehlsgeber
vorzutäuschen.60 Auch SD-Abschnittsleiter Dr. jur. Isselhorst
soll Hauger einen entsprechenden Befehl erteilt haben - behauptete
Hauger zumindest. Der war aber nur von Januar bis
Dezember 1944 im Amt, danach „nach Berlin befohlen".61 Auf
die Frage des Vorsitzenden des Schwurgerichts, ob Hauger ein
gutes Gewissen habe, antwortete dieser „Ja, das habe ich auch
heute noch, denn ich habe als Soldat des Volkssturmes meine
Pflicht getan, und diesen Mann erschießen müssen."

Hauger behauptete, auch mit dem KZ-Leiter von Schirmeck,
dem auch das Lager Rothenfels unterstand, telefoniert zu
haben. Dieser solle ihm gesagt haben, Reinhard solle nach Haslach
(ins KZ) gebracht werden. Als Hauger dann gesagt habe,
Reinhard solle erschossen werden, habe der KZ-Kommandant
geantwortet: „Tun Sie, was Sie nicht lassen können." Hauger
verwies aber ständig auf angebliche Gedächtnislücken, hervorgerufen
von einer Generator-Explosion seines Holzvergaser-
Fahrzeuges am Nachmittag des Karfreitag 1945.

Hauger blieb auch bei dieser Erklärung, als ihn der Ersatzrichter
, der Wolfacher Amtsgerichtsrat Dr. Eberhard (der auch
Fahrlehrer für Holzvergaser-Fahrzeuge gewesen war) darauf
hinwies, dass diese Explosionen gewissermaßen alltäglich seien
. Karl Hauger entgegnete jedoch immer wieder auf Vorhalte
des Gerichts, er habe keine Erinnerung mehr. Später erklärte
Hauger, er selbst sei für ein Standgericht gewesen, weil er
Anton Reinhard habe helfen wollen, aber Franz Wipfler sei
Richter und Staatsanwalt in einer Person gewesen.

Und einzelne Zeugenaussagen ...

Die Erinnerung der Zeugen an ein angebliches Standgericht
waren sehr unterschiedlich und übereinstimmend eigentlich
nur dahingehend, dass es vielleicht eines gegeben habe - bei
dem aber keiner selbst dabei gewesen sei. Als Hauger vor der
Erschießung nach Wolfach gefahren sei, will ihm einer der
Zeugen vorgeschlagen haben, er solle Reinhardt mitnehmen
und ihn dort überstellen. Die Antwort Haugers sei gewesen
„Ich will mir meine Wagenpolster nicht mit dem verlausten
Zivilisten verderben".62 Hauger soll nach einer Zeugenaussage
Anton Reinhardt vor der Erschießung geschlagen haben.63

Was Haugers Gedächtnisprobleme betraf, so wurde er durch
den Leiter der psychiatrischen Universitätsklinik in Freiburg
begutachtet. Prof. Dr. Hans Ruffin stellte fest, dass Hauger für
seine Tat voll verantwortlich sei. Weder die angebliche Gene-


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