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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 186
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Ralf Bernd Herden

ratorenexplosion am Karfreitag noch körperliche Ursachen
könnten eine Erklärung für die Gedächtnislücken sein: „Bei
Hauger bestehe eine mangelnde, innere Bereitschaft, sich an
unangenehme Dinge zu erinnern, oder sie gar bekannt zu
geben, was jedoch seine Verantwortung nicht aufhebe/' Der
Gutachter bezeichnete Hauger als einen Menschen mit mittelmäßiger
Intelligenz, starkem Geltungsstreben und Selbstbe-
wusstsein, die stark dem eigenen Vorteil untergeordnet seien.64

Der frühere Offenburger Staatsanwalt Dr. Seemar berichtete
über Ermittlungsverfahren gegen Hauger wegen Hamstern von
Eiern, Milch, Butter und Speck. Aber auch, weil Hauger mit
Benzin, das er für seine SD-Tätigkeit erhalten habe, zur Gams-
jagd in den Bregenzer Wald gefahren sei. Der fanatische Nationalsozialist
habe anderen gern einen Strick gedreht, so soll
Hauger u. a. den katholischen Stadtpfarrer von Hausach angezeigt
haben, als dieser Geschenke zu seinem silbernen Priesterjubiläum
erhielt.65 Dem Staatsanwalt gegenüber habe Hauger
bei der Vorladung geäußert: „Ich werde es mir noch überlegen,
mich von einem Staatsanwalt vernehmen zu lassen, in dessen
Zimmer kein Führerbild hängt/'

Amtsgerichtsrat Dr. Diony Simon, zur Zeit der Tat Amtsverweser
beim Amtsgericht Wolfach, sagte aus, niemals mit Hauger
ein Gespräch wegen eines Standgerichts oder eines Todesurteils
geführt zu haben. Hauger hatte dies behauptet. Der
Amtsrichter verneinte, jemals ein Todesurteil gesehen zu
haben.66

Nach seiner Zeugenbelehrung starb im Zeugenzimmer des
Gerichts übrigens Josef Kraus aus Stuttgart-Bad Canstatt. Der
frühere Leiter des „Sicherungslager Haslach" war nach dem
Krieg von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt
worden, 1948 zu lebenslangem Zuchthaus begnadigt und
1956 bereits in Freiheit entlassen worden. Als Zeuge geladen
war auch der frühere SS-Haupt Sturmführer Karl Buck, KZ-Kommandant
von Schirmeck.67 Unter Eid hatte er erklärt, sich an
kein Telefongespräch mit Karl Hauger erinnern zu können.68
Gleiches erklärte der im Zeugenzimmer verstorbene, frühere
„Verwaltungsführer des SD-Sicherungslagers Haslach", zuvor
bei einer polizeilichen Vernehmung: Mit Karl Hauger habe er
nie telefoniert.69

Der frühere Wolfacher Landrat Dr. Ludwig Wagner70 erklärte
ebenfalls, Hauger sei in Wolfach als fanatischer Nationalsozialist
bekannt gewesen. Hauger habe sich scharf gegen
Leute gewandt, die sich nicht an die Verbrauchsregelungsverordnung
hielten: „Die gehören an die Wand gestellt! Die politischen
Leiter müssen den anderen Volksgenossen Vorbild


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