Freiburger historische Bestände - digital

Gefängniserinnerungen - Historisches und Anekdotisches 9f)^

So ganz wohl war es uns Kindern (acht, elf und fünfzehn
Jahre) beim Einzug ins Gefängnis nicht, war doch bei Beginn
noch die Anstaltsküche innerhalb unseres Wohnungsglasabschlusses
. Allerdings wurde diesem Umstand nach etwa einem
Jahr abgeholfen und die Anstaltsküche aus unserem Wohnbereich
in den Anstaltsbereich verlegt. Dort arbeiteten unter der
Aufsicht unserer Mutter, die die Mahlzeiten für die Gefangenen
als Gefängnisköchin zubereiten musste, ein bis zwei Küchen-
schänzer (Kalfaktoren), also Helfer aus dem Kreis der Inhaftierten
, später auch Frauen. Zu den Aufgaben der Ehefrau des in der
Strafanstalt wohnenden Vollzugsbeamten gehörte neben der
Zubereitung der Mahlzeiten auch die soziale Betreuung der
weiblichen Gefangenen. Es gab einen Speiseplan, der meist von
meinem Vater erstellt wurde, zu dem auf das Gramm genau die
Zutaten pro Häftling abgewogen wurden. Dies schränkte die
Variationsmöglichkeiten beim Speiseplangestalten erheblich
ein. Dazu holte man, ich glaube wöchentlich, in einer benachbarten
Metzgerei mit zwei Häftlingen und einem Aufsichtsbe-

Gefängnis Bühl
vom Amtsgericht
aus gesehen
Foto: K. G. Kaufmann