Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 223
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Vom Großherzoglichen Hofgericht zum Tribunal General de la Zone Francaise d'Occupation 9 9 ^

die es ermöglicht, dass neben den Richtern, Angeklagten, Zeugen
und Verteidigern jeweils 150 Zuhörer den öffentlichen
Verhandlungen beiwohnen können/'17 Vor dem Gericht wurden
Sonderplätze für „das Ministerium und seine Mitarbeiter"
eingerichtet. Links daneben war Platz für bis zu 30 Beschuldigte
, denen gegenüber die Verteidiger und die Vertreter der
Presse saßen. Vor dem durch Holzeinbauten abgetrennten Zuhörerraum
gab es eine doppelte Bankreihe für bis zu 60 Zeugen.
Zudem wurde die modernste Kommunikationstechnik jener
Jahre eingebaut. Richter, Staatsanwalt, Beschuldigte und deren
Anwälte waren durch eine Mikrofonanlage verbunden, im Ahnensaal
war zudem eine Laut Sprecheranlage aufgebaut worden.
Dies diente zum einen der besseren Kommunikation im Ahnensaal
, diente aber auch dazu, Live-Übertragungen im Rundfunk
realisieren zu können. Weiter wurden im Schloss 20 Telefonanlagen
eingerichtet, damit die Pressevertreter umgehend in alle
Welt berichten konnten. Aber nicht nur der Ahnensaal wurde
von diesem höchsten Gericht in der französischen Besatzungszone
benutzt, auch zahlreiche weitere Räume und Zimmerfluchten
wurden verwendet. So gab es ein Beratungszimmer für
das Gericht, Räume für das „öffentliche Ministerium" bzw. die
französische Militärregierung und die Staatsanwaltschaft. Auf
der anderen Seite gab es aber auch Rückzugsmöglichkeiten für
die Verteidiger und die Beschuldigten. Zudem Räume für die
Pressevertreter, aber auch einen Übersetzerdienst. Der Wach-
und Sicherheitsdienst wurde im Erdgeschoss untergebracht.
Über die Teilnahme der internationalen Presse und über den
Beginn dieser ersten Sitzung berichtet das Süd-West-Echo: „In
einer Fensternische hat sich ein Kameramann der ,Actualites
francaises' eingerichtet und hantiert an seiner Apparatur. Jetzt
flammen die großen Schweinwerfer auf. Es wird lebendig in
dem Saal. Die Verteidiger in den langen schwarzen Roben
gehen auf ihre Sitze und da kommen die Presseleute. Lebhaftes
Stimmengewirr, Französisch, Englisch und Deutsch durcheinander
, Dokumente werden aufgeschlagen und bereitgelegt,
noch einige Boten, die durch den Saal hasten und dann - ,Mes-
dames, Messieurs - La Court'. Der Gerichtshof erscheint. Alles
hat sich erhoben. Der Vorsitzende Mr. Jean Ausset, Kammerpräsident
am Berufungsgericht in Paris, in hellroter, leuchtender
Robe mit Hermelinbesatz, rechts und links Uniformen, nur
noch der schwarze Talar eines deutschen Richters. Das Gericht
hat Platz genommen, die Türen sind geschlossen: La seance est
ouverte - die Sitzung ist eröffnet."18

Theo Kemper, langjähriger Redakteur des Acher- und Bühler
Boten in späteren Jahren in Bühl, berichtete ein Jahr nach der


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