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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 253
(PDF, 83 MB)
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Wo blieb Gremmelsbachs
zweiter Kirchenpatron Ferdinand?

Karl Volk

Einem Eintrag im Tagebuch von Abt Ignaz Speckle1, dem Erbauer
der Kirche in Gremmelsbach, verdankt die Nachwelt allein
die Kenntnis davon, dass dieser Kirche zwei Heilige als
Patrone, Joseph und Ferdinand, mit auf den Weg durch die
Zeiten gegeben wurden. Genau genommen wüssten wir nicht
einmal, dass im Grundstein ein umfangreicher lateinischer
Text ruht, der teilweise die Umstände in der Vogtei zur Zeit des
Kirchenbaues wiedergibt. Wir wären der Meinung, Joseph sei
von Anfang an der einzige Patron gewesen, wegen seiner Nähe
zu Jesus, obwohl er im Neuen Testament im Hintergrund
bleibt, einer der am höchsten verehrten Heiligen - hätten wir
nicht die Angabe Speckies „titulo SS (Sanctorum) Josephi et
Ferdinandi". So wäre zu erwarten, dass in den von 1819/20 an
bis Mitte des 20. Jahrhunderts lückenlos erhaltenen Verkündbüchern
am Fest des heiligen Ferdinand (30. Mai) ein Festgottesdienst
angesagt wird. Weit gefehlt! Alljährlich wird das Pat-
rozinium der Kirche am Josephstag (19. März) gefeiert, nicht
ein einziges Mal findet sich die Erwähnung Ferdinands.

Das lässt aufhorchen. Denn anlässlich der Grundsteinlegung
am 17. Mai 1805 hatte Speckle „die gottesfürchtige Gesinnung
und die gütige Absicht unseres Landesfürsten (Ferdinand
) zum Beispiel und zur Nachahmung" empfohlen, was
„mit großer Aufmerksamkeit und sichtbarer Rührung der Anwesenden
aufgenommen wurde". Über dem Portal steht sein
Name in großen Lettern. Und nun so bald die radikale Tilgung
des Namenspatrons des Erzherzogs, des ehemaligen Landesherrn
! Gerade einmal 15 Jahre später! Eine eigene Entscheidung
der Ortsgeistlichen ist unwahrscheinlich. Gab es also
Anordnungen der Kirchenbehörde, dem Zeitgeist entsprungen,
die uns die Beschränkung auf einen Patron verständlich erscheinen
lassen können?

Der Kirchenpolitik des Konstanzer Generalvikars Ignaz Heinrich
von Wessenbergs hätte es entsprochen, doch ist keine Bestimmung
dieser Art in seinen Rundschreiben zu finden. Lediglich
mit einer seiner Weisungen lässt sich der stillschweigende
Vorgang in Verbindung bringen. „Patrozinien in Nebenkirchen
oder Kapellen, wo gewöhnlich an Sonn- und Festtagen kein


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