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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 307
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Sein Weib und Kind mit Gott und Ehren ernähren

307

ren. Dieser Versuch, ein der Zunftordnung widersprechendes
Gewerbe auszuüben, und die dagegen erhobene Klage sind exemplarisch
für viele ähnliche Verhandlungen vor dem Rat. Wir
erfahren daran,

- ein konkretes Stück der allgemeinen Not, sein Weib und Kind
zu ernähren, wobei häufig nicht klar wird, wen die größere
Not drückt, den Beklagten oder die Kläger,

- das aus dieser Not geborene Bemühen, die eigenen materiellen
Ressourcen zu erweitern, bzw. sie gegen zunftfremde
Konkurrenz zu verteidigen,

- den Versuch, den Konflikt in einem Verfahren vor dem
Stadtrat zu den eigenen Gunsten zu lösen,

- wie Anklage und Verteidigung vorgetragen werden - bisweilen
entwickeln sie sich zu Rededuellen,

- wie der Rat, oft genug zwischen den Parteien hängend, mit
seinem Urteil einen augenblicklichen Ausgleich sucht, ohne
das Problem klar und nachhaltig zu lösen,

- dass emotionale Reaktionen selbstverständlich zum Verfahren
gehören und protokolliert werden,

- und dass Gott in diesen Nöten regelmäßig ins Spiel gebracht
wird.

Seit der in Anno 1677 vorgegangenen total-Einäscherung, bei der
alle Documenta und Acta zu grund und verloren gegangen seyen
(Prokoll vom 1.12.1701), hatte Lahr durch weitere Kriegszüge14
Schaden genommen. So können wir uns lebhaft die Not der
Lahrer vorstellen, als innerhalb eines Monats, vom 22. Februar
bis zum 22. März 1703, also im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs
, das Fuchsische Regiment, Königl. Fanzös. Partheyen, Husaren
, elsässische Landmiliz, Dragoner und Reitter vom Mercyschen
Regiment einander abwechseln mit Einquartierungen, Logis
und Verpflegung, von den Bürgern zu unterhaltende Salvagar-
dien (Schutzkommandos), Plünderungen, Erpressung von
Heu-, Hafer- und Lebensmittelkontributionen und der Androhung
militärischer Exekutionen, was z. B. das Abbrennen der
Häuser bedeuten konnte. Ein Teil der Stadtoberen und viele
Bürger - solche, die es sich leisten konnten und über Transportmittel
verfügten - sind geflohen. Die Verbliebenen versuchen
, die Offiziere so gut als möglich mit geraichten Stuck Brod
und Trunk Wein zu tradieren, um sie gnädig zu stimmen.


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