Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 309
(PDF, 83 MB)
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Sein Weib und Kind mit Gott und Ehren ernähren

309

Schwören, Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten und hinter
Anklagen wegen unerlaubtem Weinausschank, wegen Widersetzlichkeiten
gegen die Obrigkeit, wegen Flucht aus dem
Schanzdienst, wegen Weigerung, mit dem eigenen Vieh die
Heu- und Haferkontributionen zu den Kriegsparteien zu transportieren
, und vielem mehr. Auch die Szene vom artzey'enden
Posamentierer dürfen wir der Kategorie „Überlebensstrategien"
zurechnen.

Mit Bewerbungen um kleine Posten im städtischen Dienst
versuchen andere ihre Lenbensgrundlagen zu erweitern: Die
Protokolle vom 29.12.1701 und vom 10.1.1704 halten die Besetzung
von 17 solcher Ämter und Dienste mit etwa 25 Personen
fest, teilweise „mit Arbeitsplatzbeschreibungen", teilweise
mit Auflagen oder ernsthaften Mahnungen versehen; z. B. wird
zum Butterwäger Arnold Fix widerumben angenohmen, mit der
ernstlichen Warnung, daß er fürderhin das Geld, außer wenig Pfennig
, gleich in die Büx stoßen und nicht mehr unter das Brett thun
solle, sonsten auff verspürende Untreu er mit Schimpff abgeschafft
werden möchte.

Hinweise auf sozialpolitische Maßnahmen der Herrschaft
Baden angesichts der auch „ordentliche" Bürger drückenden
Nöte sind in unseren Protokollen aus vier Jahren mit einem
einzigen Eintrag erledigt, nämlich dem vom 3. März 1701: Der
Stadtschreiber hält fest, dass die zwee nach Durlach deputierten
Rats freund, Herr Lüttich und Herr Krieger, zurückkommen mit
dem Fürstl. Beeret, des Inhalts, daß man unter den Stadtthoren gute
Wacht halten, und die frembde Landläuffer, Bettler und ander dergleichen
Gesindel nicht herein lassen, sondern fortschaffen solle,
was aber alte, bresthafte, elende und dergleichen Personen seyen,
solche wohl passieren können. Der besseren Nachtruhe wegen
soll dieses Dekret auch an Herrn Ambtmann Olihi zu Mahlberg,
den Burgvogt zu Dautenstein und andere benachbarte Herrschafften
übermittelt werden.

Außerdem, so geht der Text weiter, habe sich der Herr Amtmann
mit dem Herrn Special unterredet, weil sich die Bürgerschaft
am vergangenen Wahltag über den bey den Kindtaufen eingerissenen
Mißstand beschwehrt und um Remedierung (Abstellung
des Misstands) gebeten habe. Die beiden Herren seien sich
schlüssig geworden, dass hinfür das Kind nicht mehr in der Göttel
(Patin) Hauß getragen werden solle, und daß die Bürger nicht immerzu
einerley Gevatterleut (die gleichen Paten für alle Kinder
der Familie), sondern zu einem jeden Kind andere nehmen sollten.
- Mehr an obrigkeitlicher „Sozialpolitik" schlägt sich in den
Stadtratsprotokollen nicht nieder.


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