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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 327
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0328
Wie der Direktor des Offenburger Gymnasiums als Hochverräter 1849 ins Zuchthaus kam

seines neuen Lehrfachs „Kalligraphie und Zeichnendie zeigt,
wie rasch und gründlich er sich in ein fremdes Fachgebiet hineindenken
und einarbeiten konnte. Als Mathematiker und Naturwissenschaftler
verlangt er auch für den schulischen Zeichenunterricht
eine methodische und didaktische Auseinandersetzung
mit dem Lehrstoff. Ziel des Unterrichts sei nicht,
Schaustücke zu produzieren und zu präsentieren, wie Apostel,
Achillesköpfe oder Tierpartien: „Nichts, was man dem Großpapa
ins Zimmer hängen könnte" oder „ein verunglücktes Landschäft-
chen, womit jemand etwa seiner Tante eine Freude machen kann",
wie Gagg drastisch formuliert.3

In dieser „wissenschaftlichen Beigabe" zum schulischen Jahresprogramm
„Über den Zweck und die Methode des Zeichenunterrichts
am Gymnasium" betont Gagg, dass Zeichnen
zuerst die sinnliche Anschauung und damit das Erkennungsvermögen
der Dinge schulen soll, „die Fertigkeit also, die
Formen der Natur- und Kunstgegenstände richtig aufzufassen und
das Aufgefasste durch Zeichnung wiederzugehen" Höchster Zweck
sei die geistige Ausbildung und Anwendbarkeit in der Praxis. Im
Elementarunterricht müssten im Zeichenheft erst einmal gradlinige
Figuren geübt werden, dann krummlinige Körper, später
Pflanzen, Tiere, Köpfe und Landschaften nach der Natur. Auch
Kopieren schließt Gagg zur Schulung der Beobachtungsgabe
nicht ganz aus. „Mit heiterer Ermutigung zur Arbeit" könnten es
auch „geringe Talente zum schönen Bewusstsein des Gelingens bringen
", auch wenn der Weg hierzu lang erscheine. Dieser lange
Weg sieht nach Gaggs Stoffverteilungsplan für die fünf Klassenstufen
so aus:

1. Jahr: Punkte setzen und verbinden; geradlinige mehrdimensionale
Körper mit Licht- und Schattenseiten

2. Jahr: Gekrümmte Flächen; Vasen; perspektivische Erfassung
nach der Natur

3. Jahr: Zeichnen mit Kreide und Tusche

4. Jahr: Zeichnen von Ornamenten, Tiermodellen, Blumen
und menschlichen Köpfen und Körpern in den richtigen
Proportionen der Anatomie

5. Jahr: Nachahmung anerkannter Meister

Durch dies methodische Fortschreiten will Gagg Schönheitssinn
und Geschmack der Schüler bilden, sowie „den edlen Sinn
des Sehens". Hinter der Schulung des Scharfblicks des Auges
lässt sich unschwer der naturwissenschaftliche Hintergrund er-


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